Zusammenfassung
Aufbauend auf die Forschungsergebnisse der Neurobiochemie und der Neurophysiologie erstellte Francis Crick die „erstaunliche Hypothese“: Die geistigen Aktivitäten einer Person verdanken sich ganz und gar dem Verhalten der Nerven- und Gliazellen und den Atomen, Ionen und Molekülen, aus denen diese Zellen bestehen und durch die sie beeinflusst werden. Dieser „erstaunlichen Hypothese“ widmete Crick sein Buch „Was die Seele wirklich ist“. Auch wenn die „erstaunliche Hypothese“ — wie Crick selbst schreibt — „derart plausibel ist, dass man sie nicht erstaunlich nennen sollte“, überrauscht seine reduktionistische Auffassung der „Seele“, die er auf das Bewusstsein — beziehungsweise auf das visuelle Informationsverarbeitungssystem — eingeengt wissen möchte. Aufgrund seiner materialistischen Sichtweise wirft Crick Eccles vor, dieser glaube an das „Gespenst in der Maschine“. Auch Patricia Smith-Churchland wendet sich mit harschen Worten gegen „unabhängig vom Gehirn existierende Seelen“:
„Wenn ich unterstelle, dass die Neurowissenschaft die Mechanismen aufdecken kann, die psychologischen Funktionen zugrunde liegen, dann unterstelle ich damit, dass es in der Tat das Gehirn ist, das diese Funktionen ausübt — dass die Fähigkeiten des menschlichen Geistes tatsächlich Fähigkeiten des menschlichen Gehirns sind. Diese Annahme und die damit einhergehende Verabschiedung cartesischer, unabhängiger vom Gehirn existierender Seelen, Geister und sonstigem Hokuspokus ist keine verschrobene Idee. Im Gegenteil, sie ist eine höchstwahrscheinliche Hypothese.“
„Die astronomische Kenntnis des Gehirnes, die höchste, die wir davon erlangen können, enthüllt uns darin nichts als bewegte Materie. Durch keine zu ersinnende Anordnung oder Bewegung materieller Theilchen aber lässt sich eine Brücke in’s Reich des Bewusstseins schlagen.“
Emil Dubois-Reimond, 1872
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Hinterhuber, H. (2001). Die natur- und geisteswissenschaftliche Sicht der Seele. In: Die Seele. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-3702-4_20
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