Zusammenfassung
Aufgabe einer Explikation des Wahrheitsbegriffs ist die Gewinnung einer formal korrekten und inhaltlich adäquaten Definition des Prädikates „wahr“. Dieses Prädikat kann auf geistige Inhalte (Urteile) oder auf sprachliche Gebilde bezogen werden. Aus verschiedenen Gründen empfiehlt es sich, das Prädikat auf sprachliche Gebilde zu beziehen. Dabei ist der Unterschied zwischen „Satz“ und „Aussage“ zu beachten. Eine Aussage kann definiert werden als ein Satz, der von einer bestimmten Person in einer bestimmten Situation geäußert wird. Da derselbe Satz bei Wechsel der Situation oder der Person des Sprechenden zur Bildung verschiedener Aussagen verwendet werden kann, darf man streng genommen nur den Aussagen und nicht den Sätzen Wahrheit zusprechen oder absprechen. Der Gegensatz zwischen „Satz“ und „Aussage“ beruht in der Umgangssprache darauf, daß diese sogenannte Indikatoren enthält, d. h. Ausdrücke wie „ich“, „du“, „jetztV, „dort“, deren Bedeutung von Situation zu Situation schwankt. Für formalisierte Sprachen, in denen keine Indikatoren vorkommen, fällt der Gegensatz hinweg und das Prädikat „wahr“ kann daher dort auf Sätze bezogen werden. Da wegen der in der Umgangssprache auftretenden Wahrheitsantinomie keine Aussicht besteht, für diese zu einer einwandfreien Explikation des Wahrheitsbegriffs zu kommen, diese Explikation sich vielmehr nur für formalisierte Sprachsysteme durchführen läßt, ist die im weiteren Verlauf vorgenommene Anwendung des Prädikates „wahr“ auf Sätze sowie der Gebrauch der Ausdrücke „Satz“ und „Aussage“ als Synonyma berechtigt.
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Stegmüller, W. (1957). Gesamtübersicht. In: Das Wahrheitsproblem und die Idee der Semantik. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-3624-9_1
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