Zusammenfassung
Ovid hat in unnachahmlicher Weise die bunte Gestaltenfülle der antiken Mythen vor uns hingezeichnet. Am Himmel soll man sie alle sehen: die Bären und Schlangen, den Krebs und den Skorpion, den Stier und die verschiedenen Zwitterwesen, wie das geflügelte Roß und den Ziegenfisch, aber auch die menschlichen Gestalten, wie die Zwillinge, Perseus und Kassiopeia. Doch wenn wir selbst zum Himmel aufsehen, dann finden wir oft gar nichts davon, sei es, weil der wirklich dunkle Himmel vor lauter Dunst gar nicht mehr zu sehen ist oder sei es, weil wir in unserer heutigen Zeit inzwischen ganz vergessen haben, daß dort prächtige Gestalten stehen. Man kann sie aber fast wirklich sehen! Es ist so ähnlich, wie wenn man in herrlichen Haufenwolken plötzlich ein Gesicht erkennt oder einen Löwen mit mächtiger Mähne. Die Sterne sind für uns Anhaltspunkte, die in ihrer besonderen Stellung zunächst vielleicht nur ein dürres Liniengerüst nahelegen, welches wir im Lauf der Jahre aber immer deutlicher sehen und mit Details erfüllen. So lebendig allerdings — wie es Ovid gesehen hat — werden uns die Bilder vielleicht nicht erscheinen. Auch gebe ich gerne zu, daß so manche Gestalten aus dem Liniengerüst nur schwer zu deuten sind, aber ich gebe für meine Person die Hoffnung nicht auf, sie vielleicht später einmal doch noch deutlich zu erkennen. Es braucht oft viel Zeit, die verblassenden Bilder sind ja alt, zum Teil ist es tausende Jahre her, daß der Mensch sie dort hineingesehen hat.
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© 1994 Springer-Verlag Wien
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Fasching, G. (1994). Der Sternenhimmel im Jahreskreis. In: Sternbilder und ihre Mythen. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-3377-4_3
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