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Die tiergeographischen Verhältnisse der mittleren Hohen Tauern

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Zusammenfassung

Im vorigen Abschnitt konnte gezeigt werden, daß schon geringfügige Gletscherschwankungen auf die Tierwelt des Pasterzengebietes eine tiefgreifende Wirkung ausüben. Die Wirkungen der in keinem Verhältnis zu den gewaltigen eiszeitlichen Alpengletschern stehenden rezenten Gletscher lassen ahnen, welche verheerenden Folgen die diluvialen Eisvorstöße für die Tierwelt der Alpen gehabt haben müssen. Holdhaus (1932) führt hierüber folgendes aus: „Es muß angenommen werden, daß die einheimische Fauna und Flora in den intensiv vergletscherten Alpenteilen entweder vollständig oder bis auf geringe Reste vernichtet wurde. Nur in den auch während der Eiszeit unvergletscherten Randgebieten der Alpen vermochte eine große Zahl von autochthonen Gebirgstieren die Eizseit zu überdauern. Als nun gegen das Ende der Eiszeit die Gletscher zurückwichen und der bewohnbare Lebensraum wieder das gegenwärtige Ausmaß erreichté, vermochten nur diejenigen Gebirgstiere, welche durch, ihre Lebensweise und durch die Art ihrer Bewegungsorgane ein größeres Maß von Migrationsfähigkeit besaßen, sich an der Rückwanderung in das während der Eiszeit verwüstete Areal zu beteiligen. Alle schwer beweglichen Arten aber, wie beispielsweise die vielen kleinen, enge-flügelten Blindkäfer, zahlreiche ganz kleine ungeflügelte Käfer der hochalpinen Schneeränder usw., mußten zurückbleiben und beschränken sich in ihrer geographischen Verbreitung auch in der Gegenwart noch auf größere oder kleinere Teile der während der ganzen Eiszeit unvergletscherten Randzone der Alpen. Wir treffen daher in dieser Randzone eine um vieles artenreichere Gebirgsfauna als in den während der Eiszeit devastierten, ehemals stark vergletscherten Alpenteilen. Ein durchaus analoges Phänomen ist auch in der alpinen Pflanzenwelt zu beobachten und die Botaniker Chodat und Pampanini waren die ersten, welche diese Erscheinung in ihren Ursachen erkannten. Nach dem Vorgange der Botaniker bezeichnet man die randlichen Alpenteile, in welchen die alpine Lebewelt während der ganzen Eiszeit eine Zuflucht fand, mit dem treffenden Ausdruck ‚Massifs de refuge‘. Die faunistischen Unterschiede zwischen der Tierwelt der Massifs de refuge und jener der devastierten Alpenteile sind außerordentlich tiefgreifend. Die Gebirgsfauna des devastierten Areals ist nicht nur auffallend artenarm, sie ist auch sehr monoton; auf weite Erstreckung treffen wir hier immer wieder dieselben subalpinen und hochalpinen Arten, während im Gebiet der Massifs de refuge die um vieles artenreichere Lebewelt auch ein viel höheres Maß von Abwechslung zeigt. In der Zone der Massifs de refuge leben zahlreiche überaus lokalisierte Gebirgstiere, jede einzelne Berggruppe, in manchen Gebieten selbst jeder wichtigere Gipfel besitzt endemische Arten.“ Die vorstehende Schilderung gibt ein treffendes und trotz ihrer Kürze in den Grundzügen vollständiges Bild von den Wirkungen, welche die wiederholte starke Vergletscherung während der Eiszeiten auf die Fauna der Alpen gehabt hat.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Franz, H. (1943). Die tiergeographischen Verhältnisse der mittleren Hohen Tauern. In: Die Landtierwelt der Mittleren Hohen Tauern. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-3109-1_6

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