Zusammenfassung
Wie für andere Wirtschaftssektoren ist das Europäische Unionsrecht auch für den Bereich der Massenmedien von wesentlicher Bedeutung. Zum einen sind es die für sämtliche Wirtschaftszweige allgemein geltenden Regelungen des Primärrechts, wie das Wettbewerbsrecht und die Grundfreiheiten. Von besonderer Relevanz ist weiters Art 11 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union („Freiheit der Meinungsäußerung und Informationsfreiheit“). Daneben sind speziell für den Mediensektor besondere Regeln entwickelt worden bzw stehen zu diesem in einem Naheverhältnis. Dazu zählen auf primärrechtlicher Ebene etwa das für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bedeutsame „Fernsehprotokoll zum Amsterdamer Vertrag“ oder der für den Kulturbereich wichtige Art 167 AEUV. Sekundärrechtlich gibt es für Fernsehen und audiovisuelle Abrufdienste einen harmonisierten Mindestrahmen für Inhalte in Form der AVMD-RL. Für den Bereich der elektronischen Medien sind weiters der Rechtsrahmen für die elektronische Kommunikationsinfrastruktur und Vorschriften zu den Diensten der Informationsgesellschaft von Bedeutung. Ebenso zu nennen sind der unionsrechtliche Bestand des Urheberrechts oder die steuerrechtliche Erfassung dieses Sektors. Ergänzt werden diese Vorschriften durch spezifische Fördermaßnahmen für die Filmwirtschaft.
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Literatur
EuGH, Rs 155/73, Sacchi, Slg 1974, 409; näher dazu und zum Folgenden Seifert, 25 ff.
Vgl dazu insbesondere EuGH, Rs 8/74, Dassonville, Slg 1974, 837; EuGH, Rs C-267/91 und 268/91, Keck und Mithouard, Slg 1993, I-6097; EuGH, Rs 120/78, Cassis de Dijon, Slg 1979, 649.
EuGH, Rs C-531/07, Fachverband der Buch-und Medienwirtschaft, Slg 2009 I-3717.
EuGH, aaO, Rz 34. Im Fall „Leclerc“ hatte der EuGH bereits ausgesprochen, dass der Schutz der Bücher als Kulturgut keinen Rechtfertigungsgrund für einfuhrbeschränkende Maßnahmen im Sinne von Art 30 EG (nunmehr Art 36 AEUV) darstellen können — EuGH, Rs 229/83, Leclerc, Slg 1985, 1, Rz 30.
EuGH, Rs C-405/98, Gourmet, Slg 2001, I-1795.
EuGH, Rs C-322/01, DocMorris, Slg 2003, I-14887, EuZW 2004, 21.
EuGH, Rs C-405/98, Gourmet, Slg 2001, I-1795.
EuGH, Rs C-322/01, Doc Morris, Slg 2003, I-14887.
EuGH, Rs 155/73, Sacchi, Slg 1974, 409.
EuGH, Rs C-288/89, Stichting Collective Antennevoorziening Gouda und andere gegen Commissariaat vor de Media („Mediawet I“), Slg 1991, I-4007 und Kommission der Europäischen Gemeinschaften gegen das Königreich der Niederlande („Mediawet II“), Slg 1991, I-4069.
EuGH, Rs C-23/93, TV10, Slg 1994, I-4795.
Nach der geltenden AVMD-RL sind die Möglichkeiten eines Empfängerstaates, sich gegen Mediendiensteanbieter, die sich zwecks Rechtsumgehung in einem anderen Mitgliedstaat niedergelassen haben, um von dort aus ihre Dienste auf das Publikum des Empfängerstaates auszurichten, zwar explizit geregelt, aber äußerst eng gefasst und an ein aufwändiges Verfahren geknüpft (siehe Art 4 Abs 2 bis 6 AVMDRL); vgl Kogler, TV (On demand), 88.
EuGH, Rs C-148/91, Veronica, Slg 1993, I-487.
EuGH, Rs C-34/95, C-35/95, C-36/95, De Agostini ua, Slg 1997, I-3843.
Näher Thyri, in Holoubek/ Damjanovic/ Traimer (Hrsg), Regulating Content, 61 ff.
Vor dem Inkrafttreten der Durchführungsverordnung des Rates Nr 1/2003, ABl 2003 L 1/1, bestand das System der Gruppen-und Einzelfreistellungen durch die Europäische Kommission. Nach geltender Rechtslage besteht nunmehr das System einer Legalausnahme, das heisst, die Voraussetzungen, ob eine Ausnahme im Sinne des 101 Abs 3 AEUV vorliegt ist von den Rechtsunterworfenen selbst zu prüfen, aber nicht mehr bei der Kommission anzumelden; die Überprüfung erfolgt vornehmlich durch die nationalen Wettbewerbsbehörden. Dennoch kann aber die Kommission (etwa wenn sie von Amts wegen oder auf Grund einer Beschwerde eine bestimmte Maßnahme geprüft hat) formell entscheiden, dass auf Grund von Verpflichtungszusagen der Beteiligten für ein Einschreiten kein Anlass besteht — so zB bei der Entscheidung der Kommission zur Gemeinsamen Vermarktung der Medienrechte an der deutschen deutschen Bundesliga, ABl 2005 L 134/46.
Entscheidung der Kommission vom 24.7.2003, ABl 2003 L 291/25.
Vgl allgemein zur „Lieferverweigerung“ eines Unternehmens als Behinderungsmissbrauch, welche auch in der Weigerung der Lizenzierung von Urheberrechten liegen kann, insbesondere die Mitteilung der Kommission, ABl 2009 C 45/7, Rz 75 ff.
EuGH, Rs C-7/97, Standard, Slg 1998, I-7791.
OGH, 16 Ok 4/00 = ÖBl 2001, 41.
VO 139/2004, ABl 2004 L 24/1, Art 2 Abs 3.
Vgl dazu Schüll, Meinungsvielfalt, 281.
Entscheidung der Kommission 94/922/EG, MSG MediaService, ABl 1994 L 364/1; in anderen Fällen beurteilte die Kommission Zusammenschlüsse zwischen Fernsehsendern und Anbietern technischer Dienstleistungen hingegen als wettbewerbsbelebend und damit positiv (zB Kirch/Mediaset ABl 1999 C 255/3 und BskyB/KirchPayTV ABl 2000 C 110/45 — Entscheidungstext jeweils nicht im ABl veröffentlicht).
Entscheidung der Kommission 96/649/EG, RTL/Veronica/ Endemol, ABl 1996 L 294/14.
Entscheidung der Kommission 2005/188/EG, Sony/BMG, ABl 2005 L 62/30.
EuG, Rs T-464/04, Impala, Slg 2006, II-2289.
EuGH, Rs C 413/06, Impala, Slg. 2008, I-4951.
Mitteilung zu bestimmten Rechtsfragen im Zusammenhang mit Kinofilmen und anderen audiovisuellen Werken, ABl 2002 C 43/6.
So wurde zB der österreichische Fernsehfilmförderungsfonds (siehe unter VI.2.3) von der EK genehmigt: Entscheidungen vom 16.12.2003, C (2003) 4634 (staatliche Beihilfe N 513/2003); 13.07.2005, K(2005) 2571 (staatliche Beihilfe N 77/2005); 28.6.2007, K(2007) 3215 (staatliche Beihilfe N 168/2007); 23.07.2009, K(2009) 5930.
Protokoll (Nr. 32) über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in den Mitgliedstaaten, ABl 1997 C 340/109.
Mitteilung der Kommission über die Anwendung der Vorschriften über staatliche Beihilfen auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, ABl 2009 C 257/1, Rz 48.
Hingegen untersuchte die Europäische Kommission die Finanzierung des dänischen Senders TV2/Danmark und kam zum Ergebnis, dass die öffentlichen Einnahmen die Nettokosten des öffentlichrechtlichen Auftrags überstiegen (Überkompensation). Da es sich um eine nicht angemeldete Beihilfe handelte, forderte die Europäische Kommission in ihrer Entscheidung Dänemark auf, den Differenzbetrag von TV2/Danmark zurückzufordern, vgl Entscheidung der Kommission 2005/217/EG, TV2/Danmark, ABl 2006, L 85/1.
EuGH, Rs C 260/89, ERT, Slg. 1991, I-2925; vgl nunmehr Art 6 Abs 3 EUV.
Vgl Schüll, Meinungsvielfalt, 193.
Siehe die Mitteilung der Kommission „Eine Digitale Agenda für Europa“, KOM(2010) 245.
So Kassai/ Kogler, MR 2008, 44.
Vgl zu diesen Begriffen Lehofer, in Berka/ Grabenwarter/ Holoubek (Hrsg), Gemeinschaftsrecht, 53 f, auf der einen und Kleist/Scheurer, MMR 2006, 130, auf der anderen Seite.
ABl 2009 L 337/1, 11 und 37.
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Holoubek, M., Kassai, K., Traimer, M. (2010). Europäisches Medienrecht. In: Grundzüge des Rechts der Massenmedien. Springer Notes Rechtswissenschaft. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-0351-7_2
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