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Zusammenfassung

Richtlinien nach Art 288 Abs 3 AEUV (ex Art 249 Abs 3 EGV) bilden zusammen mit Verordnungen die wichtigste Handlungsform für die materielle Gesetzgebung der Europäischen Union.1 Anders als die Verordnung nach Art 288 Abs 2 AEUV (ex Art 249 Abs 2 EGV) ergeht die Richtlinie aber in einem zweistufigen Gesetzgebungsverfahren, bei dem auf den europäischen Gesetzgebungsakt obligatorisch die mitgliedstaatliche Umsetzungsmaßnahme folgen muss. Entsprechend treten bei einer ordnungsgemäßen Umsetzung die Rechtsfolgen für den Bürger nicht selbst aufgrund der Richtlinie, sondern allein aufgrund der Durchführungsmaßnahmen des Mitgliedstaats ein.2 Aus der Unterschiedlichkeit der dabei zeitlich nacheinander betroffenen Rechtserzeugungsquellen und aufgrund möglicher Säumnis des innerstaatlichen Gesetzgebers sowie Abweichungen des Umsetzungsaktes von der Richtlinie resultieren allerdings zahlreiche Rechtsprobleme. Angesichts dieses Ausgangsbefundes ist die primärrechtliche Vorgabe des Art 288 Abs 3 AEUV (ex Art 249 Abs 3 EGV) zu den Rechtswirkungen der Richtlinie erstaunlich knapp: „Die Richtlinie ist für jeden Mitgliedstaat, an den sie gerichtet wird, hinsichtlich des zu erreichenden Ziels verbindlich, überlässt jedoch den innerstaatlichen Stellen die Wahl der Form und der Mittel.“ Dem EuGH ist es freilich gelungen, im Wege richterlicher Rechtsfortbildung die Mehrzahl der bislang diskutierten Rechtsfragen einer kohärenten und inhaltlich befriedigenden Lösung zuzuführen.3

Nach Angaben von Eurlex waren zum Stand 20. November 2008 insgesamt 1.255 Richtlinien und 2.148 Verordnungen in Kraft, die der Rat bzw Rat und Parlament gemeinsam erlassen hatten. Mehr als 6.000 Verordnungen sind in Kraft, die die Kommission im Wege der Durchführungsgesetzgebung erlassen hat vgl dazu den vorstehenden Beitrag von Hummer, Allgemeine Einführung, vorstehend auf S 6ff.

EuGH, Rs 8/81, Becker, Slg 1982, 53, Rdnr 19.

Zur Zulässigkeit dieser Form der Rechtsfortbildung siehe BVerfGE 75, 223, 240 ferner Ruffert in Calliess/Ruffert (Hrsg), Kommentar zu EUV/EGV3 (2007), Art 249 EGV Rdnr 72.

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Ohler, C. (2010). Objektive Wirkung von Richtlinien. In: Hummer, W. (eds) Neueste Entwicklungen im Zusammenspiel von Europarecht und nationalem Recht der Mitgliedstaaten. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-0237-4_5

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