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Zusammenfassung

Den folgenden Darlegungen ist zunächst eine Begriffsbestimmung voranzustellen: Unter „EU-Recht“ wird hier sowohl das (ehemalige) Unionsrecht des EU-Vertrages (also der zweiten und dritten Säule) als auch das (ehemalige) Gemeinschaftsrecht des EG-Vertrages (also der ersten Säule) verstanden1. Davon ausgehend ist zunächst zu betonen, dass EU-Recht und staatliches Recht grundsätzlich zwei voneinander verschiedene Rechtsordnungen darstellen. So werden im EU-Recht die Bedingungen der Geltung von in seinem System erlassenen Rechtsakten festgelegt. Soweit diese der Kontrolle des EuGH unterliegen, wird damit ein Fehlerkalkül zum Ausdruck gebracht, demzufolge Rechtsakte der EU bis zu ihrer Nichtigerklärung durch den EuGH prinzipielle Gültigkeit besitzen.2 Auch wird von der EU als prinzipielle Voraussetzung der innerstaatlichen Gültigkeit ihres Rechtssystems die Ratifikation durch die betreffenden Mitgliedstaaten vorgesehen.3 Erst mit dem auf diese Weise erfolgten Beitritt zur EU „verschmilzt“ die Rechtsordnung der EU mit jener des betreffenden Mitgliedstaates.4

Vgl dazu den Beitrag von Obwexer, Rechtsquellen des EU-Rechts, vorstehend auf S 40ff, 67ff.

Nach der Rechtsprechung des EuGH könnte etwas anderes nur gelten, „wenn der fragliche Rechtsakt mit so schweren und offensichtlichen Fehlern behaftet wäre, so dass er als inexistenter Rechtsakt qualifiziert werden könnte“; EuGH, Rs C-74/91, Kommission/Deutschland, Slg 1992, I-5437, Rdnr 11. Näher dazu Raschauer, ÖJZ 2000, 241 ff. Siehe dazu nachstehend unter Pkt III.A.2. und Pkt III.A.3.

Siehe dazu Art 49 EUV(alt).

Zur Qualifikation des Verhältnisses zwischen EU-Recht und dem Recht der Mitgliedstaaten als „monistisch“ bzw „dualistisch“ siehe aus jüngerer Zeit etwa Griller, Völkerrecht und Landesrecht — unter Berücksichtigung des Europarechts, in Walter/Jabloner/Zeleny (Hrsg), Hans Kelsen und das Völkerrecht (2004), 82 ff; Jestaedt, Der Europäische Verfassungsverbund. Verfassungstheoretischer Charme und rechtstheoretische Insuffizienz einer Unschärferelation, in Calliess (Hrsg), Verfassungswandel im europäischen Staatenund Verfassungsverbund (2007), 93 ff; Potacs, ZÖR 2010, 117 ff.

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Potacs, M. (2010). Geltung des EU-Rechts in Österreich. In: Hummer, W. (eds) Neueste Entwicklungen im Zusammenspiel von Europarecht und nationalem Recht der Mitgliedstaaten. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-0237-4_3

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