Zusammenfassung
Die verfassungsrechtliche Grundlage des Beitritts Österreichs zur EU bildete ein spezielles Bundesverfassungsgesetz (BVG): das Bundesverfassungsgesetz über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union (EU-Beitritts-BVG).1 Das Besondere an diesem BVG ist es, dass es einer Volksabstimmung unterzogen wurde, weil nach einer weithin akzeptierten Auffassung der EU-Beitritt eine Gesamtänderung der Bundesverfassung im Sinn des Art 44 Abs 3 B-VG bildete. Als eine solche Gesamtänderung gilt eine Aufhebung oder wesentliche Modifikation eines Grundprinzips der Bundesverfassung.2 Der EU-Beitritt betraf — wegen der massivenVerlagerung von Gesetzgebungskompetenzen auf die EU — vor allem das demokratische Prinzip, darüber hinaus aber auch das bundesstaatliche sowie das rechtstaatliche Baugesetz der Bundesverfassung.3 Es handelte sich um die zweite Volksabstimmung über eine bundesgesetzliche Regelung in der Geschichte der Republik überhaupt4 und um die erste und bislang einzige Abstimmung über eine Gesamtänderung der Bundesverfassung.
BGBl 1994/744; dazu ausführlich Öhlinger, EU-Beitritts-BVG, in Korinek/Holoubek (Hrsg), Bundesverfassungsrecht, Kommentar, 1. Lfg 1999; Öhlinger, Verfassungsrechtliche Grundlagen der EU-Mitgliedschaft Österreichs, in Hummer/Obwexer (Hrsg), 10 Jahre EU-Mitgliedschaft Österreichs — Bilanz und Ausblick (2006), 17 ff.
Vgl Rill/Schäffer, Art 44 B-VG, in Rill/Schäffer (Hrsg), Bundesverfassungsrecht, Kommentar, 1. Lfg 2001, Rdnrn 13 ff; Gamper, Die verfassungsrechtliche Grundordnung als Rechtsproblem (2000), 83 ff.
Dazu ausführlich Öhlinger, EU-Beitritts-BVG, in Korinek/Holoubek (Hrsg), Bundesverfassungsrecht, Rdnrn 3 f, mwN.
Die erste Volksabstimmung fand am 5. November 1978 über die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwentendorf statt.
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Öhlinger, T. (2010). Art 50 B-VG: Die neue Integrationsbestimmung des österreichischen Bundesverfassungsrechts. In: Hummer, W. (eds) Neueste Entwicklungen im Zusammenspiel von Europarecht und nationalem Recht der Mitgliedstaaten. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-0237-4_17
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