Zusammenfassung
Das Jahre andauernde inzestuöse Verhältnis von Frau F. zu ihrem gewalttätigen Vater mit allen Folgen bis hin zu den Abtreibungen haben sich als relevanteste und ihre persönliche Entwicklung am intensivsten prägende Ereignisse herausgestellt (vgl. Kap. 8). Die biographische Permanenz dieser Situation rechtfertigt, nicht von einem oder mehreren kritischen Lebensereignissen, sondern von einem kritischen Leben an sich zu reden. Es ist naheliegend, daß solchermaßen schwerwiegende Erlebnisse auf Dauer nicht nur ihre psychische Persönlichkeitsentwicklung, sondern auch ihre Lern- und Ausbildungssituation nachhaltig beeinträchtigen mußten. Daher ist eine eingehendere Betrachtung des Themas unumgänglich.
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Referenzen
Aus einer Autobiographie: “Und da ist die Tatsache, daß ich im Terror lebte. Da ist die Tatsache, daß ich meinen Vater als den wunderbarsten Mann in der ganzen Welt kannte. Dieses geistige Chaos ist das klassische Ergebnis der Tortur der Gehirnwäsche: der Peiniger, der einmal gut, dann wieder schlecht erscheint, wunderbar, dann wieder bedrohlich erschreckend, einmal vertrauenswürdig und dann wieder nicht. Das ist der wirkliche Inzestschaden, der Schmerz, daß du nie fähig sein wirst, zu akzeptieren, daß jemand, den du geliebt hast, zu dem du aufgeschaut hast, dem du vertrautest, einfach so über dich hinwegtrampeln konnte, über deinen Körper und deine Seele, ganz im Verborgenen und dann unter Hinterlassung einer falschen Spur extravaganter, Großzügiger Gesten der Vaterschaft, die die Tat verdecken sollten, floh” SPRING 1988, S. 143).
“Die Verrücktmachende’ Dynamik: Das Kind ist schlecht, weil es sexuelle Regungen verspürt, der Erwachsene, der sie ihm verbietet, darf aber aggressiv an eben diesem Kind seine eigenen Bedürfnisse befriedigen, darüber hinaus darf das Kind mit niemandem darüber kommunizieren, ist jedem Inzestgeschehen immanent. Die Formel würde lauten: ‘Ich liebe dich, aber ich beute dich (sexuell) aus, und wehe, du sprichst darüber!’... Und auch ohne psychotischen Zusammenbruch finden sich bei Inzestopfern häufig Depersonalisationser-scheinungen, präpsychotische Symptome wie Halluzinationen ... und massive parnoide Symptome. ... Erst wenn das Kind die innere (ödipale Wünsche, Schuld) von der äußeren Realität (der des Täters bzw. der ganzen Familie) nicht mehr genügend unterscheiden kann, bleibt es nicht bei irrationalen Schuldgefühlen, dem Gefühl, ‘anders zu sein’, Depersonalisation und körperlichen Reaktionen, sondern es kommt bei entsprechenden Belastungen zum Zusammenbruch der Ich-Organisation, zur Psychose” (HIRSCH 1987, S.175).
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Köhler, K. (1991). Kumulativer Vergleich: Sexueller Mißbrauch und Inzest als Formen von Gewalt gegenüber Kindern. In: Kindesmißbrauch: Gewalt ver-rückt die Seele. DUV : Psychologie. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-20506-7_9
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Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-4083-2
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