Zusammenfassung
Der Rechtsradikalismus ist auf enge und schicksalhafte Weise mit der deutschen Geschichte verbunden. Er ist nicht nur das Produkt extremer gesellschaftlicher Situationen, sondern vor allem das Ergebnis einer gesellschaftlichen Entwicklung, die sich weit in die deutsche Geschichte hinein verfolgen läßt. So folgerichtig und unvermeidlich sich diese historische Entwicklung im nachherein ausnimmt, so war sie doch nicht wie ein unabänderliches Fatum im voraus bestimmt, sondern war nur die Verwirklichung von Möglichkeiten, die erst im Laufe ihrer Entwicklung schicksalhaften Charakter erhielten. Auf der Bahn dieser Entwicklung gab es Knotenpunkte der Entscheidung, an denen sich die Wegrichtung ändern konnte. Ein solcher Scheideweg war mit dem Ende der Hitlerherrschaft erreicht, und wenn auch mit dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ die in ihm gipfelnden Entwicklungstendenzen nicht notwendig an ihrem Ende waren, so konnte man doch sicher sein, daß ein Wendepunkt gekommen war, an dem der Bruch mit der vom Rechtsradikalismus wesentlich mitbestimmten deutschen Geschichte möglich war. Der sich neu bildende deutsche Staat, die Bundesrepublik, gründete sich auf diese Einsicht. Um sie zu festigen und zu sichern, gilt es, die historische Selbsterkenntnis zu vertiefen und, in Ergänzung dazu, die wiederauflebenden Elemente des Rechtsradikalismus unter Kontrolle zu halten.
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Referenzen
Franz L. Neumann, Behemoth. The Structure and Practice of National Socialism, London 1943;
Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Frankfurt/M. 1955 (nur der 3. Teil [S. 487 ff., „Totalitäre Bewegung und totale Herrschaft“] von H. Arendts Untersuchung hat für die vorliegende Arbeit orientierende Bedeutung);
Georg Lukács, Zerstörung der Vernunft, Berlin 1954;
Jean Neurohr, Der Mythos vom Dritten Reich, Stuttgart 1956. (Die vorliegende Arbeit macht sich weniger Neurohrs analytische Ansätze als seine übersichtliche Zusammenfassung der Strömungen und Aspekte des entfalteten Rechtsradikalismus zunutze.)
Theodor W. Adorno, „Beitrag zur Ideologienlehre“, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie, 6. Jg. (1953/54), S. 368.
Robert Ley, Der Weg zur Ordensburg, Sonderdruck des Reichsorganisationsleiters der NSDAP. Nicht im freien Verkauf. Im Verlag der Deutschen Arbeitsfront, o. O. u. J., ohne Seitenzahlen. — Über den innigen Zusammenhang von Ideologie und Organisation im Nationalsozialismus vgl. auch die Schriften des NS-Propagandaexperten Hadamowski: „Die Machtbildungen durch reine Propaganda sind fließend und können von einem Tag zum anderen jäh auseinanderfallen, wenn nicht zur Propaganda die Gewalt der Organisation tritt.“ Eugen Hadamowski, Propaganda und Nationale Macht, o. O., 1933, S. 21. — Vgl. die Funktion von SS bzw. früher „SA“ und „Reichsfront“, der von Remer gegründeten und geführten militärischen Nebenorganisation der SRP.
Moeller van den Bruck, Das Dritte Reich, 3. Aufl., Hamburg 1931, S. 62.
A. a. O., S. 56.
Neumann (Anm. 1), S. 160 ff.
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Büsch, O., Furth, P. (1967). Zum Ideologiebegriff. In: Rechtsradikalismus im Nachkriegsdeutschland. Schriften des Instituts für Politische Wissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-19663-1_5
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