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Kommunistische Familienstruktur: Die Rechtsprechung als Instrument des Wandels

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Soziologie der Familie

Zusammenfassung

Einige Elemente der neuen Familienstruktur in den sozialistischen Gesellschaften wurden — in recht zweideutiger Weise — in den Arbeiten von Karl Marx und besonders Friedrich Engels vorweggenommen. Die frühen, beinahe jugendlichen Ansichten von Engels waren höchst radikal und nihilistisch: er glaubte, Ehe und Familie würden aussterben und die Kinder von der Gesellschaft aufgezogen1. Später äußerte er sich vorsichtiger und meinte, daß erst eine neue, in einer kommunistischen Gesellschaft geborene Generation in der Lage sein würde, „ihre eigene Praxis zu begründen“ und die Regeln zu entwerfen, die an die Stelle der traditionellen Beziehungen zwischen den Geschlechtern treten würden2. Beide Begründer der Doktrin waren sich jedoch darin einig, daß zumindest die traditionelle „bürgerliche“ Familie untergehen würde. Sexuelle Freiheit an Stelle von sexuellem Zwang, romantische Liebe an Stelle von gemeinen, finanziellen Motiven, völlige Gleichheit an Stelle der Unterordnung der Frauen: diese würden zu den grundlegenden Werten der Familie der Zukunft gehören. Die Familie der Zukunft würde nicht länger eine rechtliche Institution sein: alle rechtlichen Institutionen sollten in der zukünftigen anarchistischen Gesellschaft dahinschwinden.

Diese Arbeit entstand während eines Aufenthaltes des Autors am Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences in Stanford, Californien.

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Anmerkungen

  1. Friedrich Engels, Grundsätze des Kommunismus, in: Marx-Engels, Werke, Bd. 4, Berlin 1964, S. 361-380, hier S. 377.

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  2. Friedrich Engels, Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats, Berlin 1969, S. 95.

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  3. William J. Goode, The Sociology of the Family, in: Robert K. Merton, Leonard Broom und L. S. Cottrell, Jr., Hrsg., Sociology Today, New York 1959, S. 180.

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  4. Karl Marx und Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, Stuttgart 1953, S. 28; Friedrich Engels, Der Ursprung der Familie..., a.a.O., S. 71 und 75 ff.

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  5. Karl Marx und Friedrich Engels, Manifest..., a.a.O., S. 28.

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  6. Ebd.

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  7. Friedrich Engels, Der Ursprung der Familie..., a.a.O., S. 82.

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  8. Karl Marx und Friedrich Engels, Manifest..., a.a.O., S. 28.

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  9. Friedrich Engels, Der Ursprung der Familie..., a.a.O., S. 77-82; Karl Marx und Friedrich Engels, Manifest..., a.a.O., S. 29.

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  10. Friedrich Engels, Der Ursprung der Familie..., a.a.O., S. 94.

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  11. Raymond E. Bauer, Alex Inkeles und Clyde Kluckhohn, How the Soviet System Works, Cambridge, Mass., 1956, S. 60 und 107.

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  12. Statutenkodex der RSFSR zur Registrierung von Geburten, Sterbefällen und Eheschließungen und des Gesetzes der Eheschließung, der Familie und der Vormundschaft vom 17. Oktober 1918.

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  13. Zu einer Schätzung ihrer Zahl siehe die Rede von D. I. Kurski in: Rudolph A. Schlesinger, Hrsg., Changing Attitudes in Soviet Russia. The Family in the USSR, London 1949, S. 113.

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  14. Zur Opposition der Frauen „within the palace“ siehe: Rudolph A. Sclilesinger, Hrsg., a.a.O., Changing Attitudes in Soviet Russia..., a.a.O., S. 81 ff.

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  15. Gesetzbuch über Eheschließung, die Familie und Vormundschaft vom 19. November 1926.

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  16. Nach einem Dekret von 1929 hatten sowohl die standesamtlich getraute wie die de-facto-Frau das Recht, den Besitz des verstorbenen Partners zu erben (Gesetzbuch über Eheschließung, die Familie und Vormundschaft RSFSR, Moskau 1937, kommentiert, S. 43).

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  17. Es wurde im Fall von Gromoglasow ausgeweitet durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofes des RSFSR vom 9. Mai 1929 (Sudebnaya Praktika RSFSR, 1929/20, S. 8).

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  18. H. Kent Geiger, The Family in Soviet Russia, Cambridge, Mass., 1960, S. 335, Anmerk. 94.

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  19. Rudolph A. Schlesinger, Hrsg., Changing Attitudes..., a.a.O., S. 141.

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  20. H. Kent Geiger, The Family..., a.a.O., S. 70.

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  21. Ebd.

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  22. Norton T. Dodge, Women in the Soviet Economy, Baltimore 1966, S. 76 ff.

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  23. H. Kent Geiger, The Family..., a.a.O., S. 355, Anmerk. 105.

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  24. Harold J. Berman, Justice in the U.S.S.R., Cambridge, Mass., 1963, S. 49.

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  25. Siehe: John N. Hazard, Law and Social Change in the U.S.S.R., Toronto 1953, S. 252 ff.

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  26. Ray E. Baber, Marriage and the Family, New York und London 1939, S. 500.

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  27. H. Kent Geiger, The Family..., a.a.O., S. 256.

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  28. Anatolii G. Kharchev, Brak i semia v SSSR (Eheschließung und die Familie in der UdSSR), Moskau 1964, S. 169.

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  29. Ambroise V. Colin und Henri Capitant, Cours élémentaire de Droit Civil Français, Bd. 1, Paris 1951, S. 199 f.

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  30. Diese Ansicht kommt in dem Spruch zum Ausdruck: „Scheidung zeugt Scheidung“, das auf mehreren Annahmen basiert. Es wird erstens unterstellt, daß eine schnell erreichbare Scheidung die Bereitwilligkeit der Eheschließung erhöht und daß ferner derart leichtfertig geschlossene Ehen die Wahrscheinlichkeit einer Ehezerrüttung und, im Endergebnis, einer Scheidung vergrößern. Je schwerer es außerdem unter einem gegebenen Rechtssystem ist, die Scheidung zu erlangen, desto größer wird das Bemühen der Eheleute sein, Konflikte zu vermeiden oder zu bereinigen; zu diesem Bemühen werden sie sich durch die Notwendigkeit veranlaßt sehen, eine Eheverbindung fortzusetzen, die nicht leicht aufgelöst werden kann. Ferner vergrößert ein Ansteigen der Scheidungsrate die Anzahl geschiedener Personen auf dem „Heiratsmarkt“ dies wiederum vergrößert die Chance der Wiederheirat für diejenigen, die Aussicht auf Scheidung haben, was einen zusätzlichen Anreiz zur Scheidung darstellt. Es wird überdies angenommen, daß zahlreiche Scheidungen in einer gegebenen Gesellschaft einen Prozeß sozialer Imitation auslösen. Schließlich soll das Anwachsen der Scheidungsrate die Ehen zukünftiger Generationen gefährden: Kinder geschiedener Eltern ihrerseits zeigen eine über der Zufallserwartung liegende Tendenz zur Scheidung; dieser Umstand kann erklärt werden durch „the taking of parental roles in childhood and introjection of parental attitudes toward divorce“ (Clifford Kirkpatrick, The Family as Process and Institution, New York 1955, S. 522).

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  31. Vgl. Harold J. Berman, Justice in the U.S.S.R., a.a.O., S. 54 ff.

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  32. § 27 des Gesetzes vom 27. Juni 1936. Das Gesetz behandelte verschiedenartige Probleme der Mutterschaft, der Alimente, der staatlichen Unterstützung für Familien und der Scheidung.

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  33. David Mace und Vera Mace, The Soviet Family, New York 1964, S. 220.

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  34. Auf Grund des Gesetzes vom 14. März 1945.

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  35. Grigorii M. Sverdlov, Sovetskoje semeinoje pravo (Sowjetisches Familienrecht), Moskau 1958, S. 21.

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  36. Nach den Richtlinien der Vollversammlung des sowjetischen Obersten Gerichtshofes über gerichtliche Verfahrensregeln bei Scheidungsprozessen (veröffentlicht am 16. September 1949) „müssen die Gerichte davon ausgehen, daß zeitweilige familiäre Unstimmigkeit oder... Konflikte zwischen den Eheleuten nicht als ausreichende Scheidungsgründe erachtet werden dürfen. Eine Ehe darf nur dann aufgelöst werden, wenn es im Falle ihres Fortbestehens keine Möglichkeit für die Eheleute gäbe, zusammen zu leben.“ Dieses Prinzip wurde durch spätere Gerichtsentscheidungen und durch sowjetische Juristen weiter entwickelt (Aleksandra I. Pergament, in: Dimitrii M. Genkin und Sergei N. Bratus, Hrsg., Sovetskoje grashdanskoje pravo [Sowjetisches Zivilrecht], Bd. 2, Moskau 1951, S. 397; Grigorii M. Sverdlov, Sovetskoje semeinoje pravo [Sowjetisches Familienrecht], Moskau 1958, S. 141 ff.).

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  37. G. Aksenenok berichtet, daß es den Gerichten in zwei Provinzen der Ukraine gelang, die Eheleute in 54 bzw. 56 Prozent aller Scheidungsfälle miteinander auszusöhnen (zitiert bei John N. Hazard, Law and Social Change in U.S.S.R., a.a.O., S. 270). Nach neueren Informationen ist die Effektivität der Schlichtungsbemühungen der Gerichte gering gewesen; doch diese Zahlen sind kaum glaubwürdig (siehe Ye. Filanovsky und B. Sherman, Family and Marriage Legislation and Life, Sovetskaya Belorussia, 28. Juni 1957, englische Übersetzung in: The Current Digest of the Soviet Press — im folgenden zitiert als „CDSP“ — 9 (1927), S. 19-20). Einige weitere Überlegungen bestätigen das Mißtrauen. Erstens veröffentlicht keine Eheberatungsstelle, auch keine professionelle, irgendwelche Resultate. Zweitens kann die Effektivität obligatorischer gerichtlicher Schlichtungsbemühungen nicht hoch sein, und sie kann niemals die der Eheberatungszentren erreichen. Schon der Zwang selbst ist einer der Gründe für den geringen Erfolg. Ferner werden Richter weder nach ihrer Befähigung zur Eheberatung ausgewählt, noch darin ausgebildet, auch fehlen ihnen Kenntnisse und Zeit, um Ehekonflikte richtig zu diagnostizieren und darauf eine angemessene Therapie aufzubauen. Eine Scheidungsklage ist weiterhin oft ein „Spiel“, das entweder von einem der Ehepartner gegen den anderen und das Gericht oder von beiden Eheleuten gegen das Gericht inszeniert wird; aus verfahrensrechtlichen Gründen verschweigen die Parteien die Wahrheit vor dem Richter und schaffen somit einen weiteren Grund für seine Unfähigkeit, den Konflikt zu diagnostizieren und die Parteien tatsächlich zu beeinflussen (siehe dazu meine Arbeit: Divorce in Poland — A Contribution to the Sociology of Law, Den Haag und Paris 1970, S. 76 ff.).

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  38. Jones G. Chapman, Real Wages in Soviet Russia Since 1928, Cambridge, Mass., 1963, S. 109, Tab. 13.

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  39. Mark G. Field, The Re-legalization of Abortion in Soviet Russia, in: New England Journal of Medicine 255 (1956), S. 421 ff. Die Häufigkeit von Abtreibungen war einer der Gründe für ihre erneute Legalisierung im Jahre 1955.

    Article  Google Scholar 

  40. Anatolii G. Kharchev, Brak i semia v SSSR, a.a.O., S. 256.

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  41. Vgl. Peter H. Juviler, Family Reforms on the Road to Communism, in: Peter H. Juviler und Henry W. Morton, Hrsg., Soviet Policy Making, New York, Washington und London 1967. S. 43 f. und 58.

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  42. Bezüglich einiger politischer Begleiterscheinungen der Kampagne und mit ihr zusammenhängender Kontroversen siehe: Peter H. Juviler, Family Reforms..., a.a.O., S. 41 ff.

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  43. Dekrete des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 15. Dezember 1965, On Changing the Procedure for Hearing Divorce Cases in the Courts, Abschnitte 25 und 26, S. 3; siehe: CDSP 17/51, S. 29.

    Google Scholar 

  44. Vom Höchsten Sowjet der UdSSR am 3. Juli 1968 angenommen, am 1. Oktober 1968 in Kraft getreten; siehe: CDSP 20/39, S. 14 ff.

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  45. Die sowjetische Scheidungsrate war 1964, 1965 und 1966 1,5, 1,6 und 2,8 Scheidungen pro 1000 Einwohner [Rocznik Statystyczny (Statistisches Jahrbuch) 1968, Warschau 1968, S. 627, Tab. 31]. Der Anstieg von 1966 war ein offensichtliches Resultat der Gesetzesänderung vom 15. Dezember 1965. Es ist unmöglich, die Wirkung der letzten Gesetzesänderung vorauszusagen, die durch die Prinzipien der Gesetzgebung von 1968 eingeführt wurde.

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  46. Diese Diskussion fand in Polen statt, wo entsprechend dem sowjetischen Muster das Heiratsalter auf 18 Jahre für beide Geschlechter festgesetzt wurde. Eine im Jahre 1962 durchgeführte öffentliche Meinungsumfrage zeigte, daß über 98 Prozent der Bevölkerung eine Erhöhung der Ehemündigkeit, wenigstens für Männer, vorzog [vgl. Adam Podgórecki, Zjawiska prawne w opinii publicznej (Rechtsphänomene in der öffentlichen Meinung), Warschau 1964]. Das neue polnische Familien-und Vormundschaftsgesetz, das 1965 in Kraft trat, setzte die Heiratsmündigkeit für Männer auf 21 und für Frauen auf 18 Jahre fest. Diese in der kommunistischen Welt einzigartige Veränderung erregte höchstes Interesse in den anderen osteuropäischen Ländern, besonders in der Tschechoslowakei und Ungarn.

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  47. Gemeinsame Vermögensanlagen können aus praktischen Gründen nicht von beiden Eheleuten gemeinsam verwaltet werden: die gemeinsame Verwaltung wäre ein Anlaß für Konflikte, die die Handhabung des gemeinsamen Eigentums und die Führung der Ehe selbst beeinträchtigen würden. Dies scheint der hauptsächliche Grund dafür zu sein, daß unter den westeuropäischen und nordamerikanischen Rechtssystemen, die die Gütergemeinschaft als die gesetzlich vorgeschriebene Form vorsehen, der gemeinsame Besitz vom Ehemann verwaltet wird. (Siehe: Otto Kahn-Freund, Matrimonial Property: Some Recent Developments, in: Modern Law Review 22, 1959, S. 258). Dies ist der Fall unter den Systemen der Gütergemeinschaft an beweglichen und unbeweglichen Sachen in Frankreich, Belgien und der Provinz Quebec und unter dem System der Gütergemeinschaft in unbeweglichen Sachen in acht Staaten der USA. In all diesen Ländern ist gleiches Eigentumsrecht für beide der Preis für die vollständige Ungleichheit in der Verwaltung. Diese Ungleichheit ist nur zu einem geringen Grade durch Bestimmungen gemildert worden, die, wie Art. 1422 des Code Napoleon, die Zustimmung der Ehefrau bei einigen Verfügungen erfordern. Zu einigen Implikationen des Problems, siehe meine Arbeit: Matrimonial Property in Poland, in: Modern Law Review 26 (1963), S. 156 ff.

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  48. S. I. Wolfsson, Socialism and the Family, in: Rudolf A. Schlesinger, Hrsg., Changing Attitudes..., a.a.O., S. 285.

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  49. Klara Zetkin, Reminiscences of Lenin, London 1929, S. 69.

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  50. Norton T. Dodge, Women in the Soviet Economy, a.a.O., S. 33.

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  51. Art. 107 des 10. Bd. des Svod Zakonov (Gesetzessammlung des russischen Reiches).

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  52. Vgl. Geigers Darstellung zu den Antworten einiger in der Harvard-Untersuchung befragter Frauen (The Family..., a.a.O., S. 185 f.).

    Google Scholar 

  53. Vgl. Norton T. Dodge, Women in the Soviet Economy, a.a.O., S. 76 ff.

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  54. Clara Zetkin, Reminiscences of Lenin, a.a.O., S. 68.

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  55. Nikolei 1. Solovev, Semia v Sovetskom obschchestve (Die Familie in der sowjetischen Gesellschaft), Moskau 1962, S. 88.

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  56. Anatolii G. Kharchev, Brak i Semia v SSSR, a.a.O., S. 259; siehe auch: A. Valentinov, Argument with a He-Man, Iswestia, 6. März 1966, in: CDSP 18/10, S. 25 f.

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  57. Deshalb erscheint Goodes Bedenken hinsichtlich der Wirkung einer Berufstätigkeit der sowjetischen Ehefrau auf die Stabilität innerhalb der Familie unbegründet. Im Anschluß an Talcott Parsons theoretische Vorstellung nimmt Goode an, daß ihre Berufstätigkeit innerhalb der Ehe Rivalität und, falls keine Abhilfsmechanismen bestehen, Schaden für die Familie erzeugen kann (The Sociology of the Family, a.a.O., S. 328 f.). Für die große Mehrzahl sowjetischer Familien werden keine besonderen Abhilfsmechanismen gebraucht: die überarbeitete Frau ist nicht fähig, in irgendeine berufliche Konkurrenz zu ihrem Mann zu treten.

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  58. Vgl. Pavel I. Kushner, Hrsg., Selo Viriatino v proshlom i nastoiashchem (Das Dorf Viriatino in Vergangenheit und Gegenwart), Moskau 1958.

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  59. Anatolii G. Kharchev, Brak i semia v SSSR, a.a.O., S. 224.

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  60. Zum Umfang der Schwarzarbeit in der Sowjetunion, auf Grund von Berichten sowjetischer Flüchtlinge und deutscher Kriegsgefangener siehe: Geiger, The Family..., a.a.O., S. 164 ff. Die niedrigen Löhne und der Bedarf führten zu einer ähnlichen Situation in den osteuropäischen Ländern. Meine jüngste, in Polen durchgeführte, empirische Untersuchung der Familienentschädigung bei tödlichen Arbeitsunfällen zeigt, daß die Mehrzahl der arbeitenden Stadtbevölkerung irgendeine Art zusätzlichen Einkommens hat. Schwarzarbeit reicht von einer zweiten Ganztagsarbeit über Feierabendarbeit bis hin zu verschiedenen Formen illegaler Beschäftigung. Nach Informationen, die 1967 und 1968 von einem Sample von Witwen aus drei Industriezentren Südpolens stammen, betrug das Einkommen aus Schwarzarbeit durchschnittlich bis zu mehr als 40 Prozent des regulären Einkommens ihrer Ehemänner.

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  61. Vgl. On Shortcomings in Work of Execution of Court Decisions on Exaction of Alimony Payments, Resolution des Präsidiums des Obersten Sowjets der Russischen Republik, in: Vedomosti Verchovnovo Soveta RSFSR 42 (1965), S. 368, abgedruckt in: CDSP 17/44, S. 26. Siehe auch: R. Kallistratovo und L. Lesnitskaya, Peregrinations of a Court Order, Iswestia, 8. Januar 1965, in: CDSP 17/1, S. 24 f.; /. Shatunovsky, You Ask — We Answer, Prawda, 18. März 1969, in: CDSP 21/11, S. 25.

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  62. Grigorii M. Sverdlov, Legal Rights of the Soviet Family, London 1945, S. 13.

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  63. G. Marshak, G. Speransky, D. Shostakovich und /. Ehrenburg, Life Has Rejected it, Literaturnaja Gazeta, 9. Oktober 1956, in: CDSP 8/38, S. 12.

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  64. Elena Serebrovskaja, Zhizn vnosit popravku (Das Leben erfordert eine Verbesserung), in: Literaturnaja Gazeta, 16. Januar 1954.

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  65. Besonders: A. 1. Pergament, Pravovoe polozhene vnebrachnych detei dolzhno byt izmeneno (Die rechtliche Lage des unehelichen Kindes sollte verändert werden), in: Sovetskoje Gosudarstvo i Pravo 1956 (9), S. 134 ff. Siehe auch: S. Kurylev, In the Interests of the Family, Iswestia, 22. Mai 1958, in: CDSP 10/21, S. 20 ff.; M. Kopylovskaja, Birth Certificates and Children, Iswestia, 8. Juni 1962, in: CDSP 14/23, S. 21; Birth of a New Law, Trud, 16. Februar 1964, in: CDSP 16/11, S. 10; A. Belyavsky und Yu. Korolev, Family Law — Again and Once Again. About the Blank Space, Nedela 1967/6, in: CDSP 19/6, S. 14 f.; M. Golubeva, The Children Are Not To Blame, Iswestia, 25. April 1968, in: CDSP 20/17, S. 5 ff.; S. Bratus, J. Fleishits und A. Pergament, A Father’s Duty, in: Iswestia, 7. Mai 1968, in: CDSP 20/19, S. 15 ff.

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  66. V. Rjasentsev, Semejnoje Pravo (Familiengesetz), Moskau 1967, S. 184 ff.; siehe auch: Peter F. Juviler, Marriage and Divorce, in: Survey 48 (1963), S. 114 ff.

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  67. H. Kent Geiger, The Family..., a.a.O., S. 74.

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  68. Vgl. z. B. die in den Anmerkungen 60 und 61 erwähnten Autoren.

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  69. Die Existenz solcher Vorurteile in den ländlichen Gebieten und den kleineren Städten Polens wurde während der Feldarbeit einer Studie über Adoption 1964–1966 von Teilnehmern meines Seminars an der Universität von Krakau festgestellt. Es schien, daß Vorurteile unter anderem eine Scheinadoption eines unehelichen Kindes durch seine Großmutter mütterlicherseits oder durch die verheiratete Schwester der Mutter fördern. Weiterhin tragen Vorurteile zu dem Tatbestand bei, daß die Adoption, im Gegensatz zur Praxis in westlichen Ländern, im allgemeinen ängstlich und sorgfältig von den Adoptiveltern vor jedem, einschließlich dem Adoptivkind, verborgen wird. Die Gewohnheit, die Adoption und ihre Ursachen zu verbergen, wurde zuerst von Zygmunt Ziembinski in einem bemerkenswerten Buch behandelt: Podloze spoleczne przysposobienia dziecka (Der soziale Hintergrund der Adoption), Warschau 1956.

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Gorecki, J. (1970). Kommunistische Familienstruktur: Die Rechtsprechung als Instrument des Wandels. In: Lüschen, G., Lupri, E. (eds) Soziologie der Familie. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-19652-5_23

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