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Familie und Verwandtschaft Interaktion und die Funktion von Ritualen

Ein interkultureller Vergleich in Deutschland, Finnland und Irland

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Book cover Soziologie der Familie

Zusammenfassung

Die weitgehend akzeptierte Hypothese der Herausbildung der Kernfamilie als bestimmender Form in der modernen industriellen Gesellschaft ist in der jüngsten Diskussion oft kritisiert worden. Nachdem Emile Durkheims 1 Behauptung einer Kontraktion der erweiterten Familie auf die Gattenfamilie im Zuge der Industrialisierung weitgehend anerkannt war und das sogenannte Kontraktionsgesetz fast zu den ehernen Theoriestücken in der Soziologie zählte, nachdem Talcott Parsons die durchaus widersprüchlichen Ausführungen bei Durkheim im Hinblick auf funktionale Probleme weiter präzisierte2, ergaben sich seit der Studie von Michael Young und Peter Willmott in London3 und aus anderen Untersuchungen Ergebnisse, die an der Gültigkeit des Kontraktionsgesetzes zweifeln ließen. Marvin Sussman führte aus seinen Erhebungen an, daß erweiterte Familien für einander nicht nur expressive Funktionen, sondern gar instrumentelle im Wirtschafts- und Berufsleben haben4. Bert Adams stellte umfangreiche Interaktionen auch mit kollateralen Verwandten fest5. Und René König verwies in einer Kritik der impliziten Evolution auf den Tatbestand, daß unabhängige Kernfamilien keineswegs mit Modernität zusammenhängen, daß sie eine historische Erscheinung der Unterschicht seien, daß die im Kontraktionsgesetz angesprochenen Probleme schließlich durch eine Strukturanalyse zu eruieren seien6. Nun verneint Durkheim keinesfalls das Weiterbestehen verwandtschaftlicher Beziehungen, wenn er ihnen auch irgendeine Funktionalität abzusprechen scheint und sie nur noch in einer sekundären Zone erkennt7. Auch William Goode ermittelt in einem interkulturellen Vergleich, daß verwandtschaftliche Beziehungen der Familie fortbestehen. Als idealtypischen Trend betont er aber in der Nachfolge Durkheims die Herausbildung der Kernfamilie in allen Gesellschaften8.

Diese Untersuchung wurde durch Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie des Research Board der Universität Illinois unterstützt. Der Verfasser fühlt sich im übrigen Hartmut Esser (Köln), Manfred Mahnken (Bremen) und den bei der Untersuchung beteiligten studentischen Mitarbeitern in allen vier Städten zu besonderem Dank verpflichtet.

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Anmerkungen

  1. Emile Durkheim, La famille conjugale, in: Revue Philosophique 41 (1921), S. 1–14.

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  2. Talcott Parsons, The Kinship System of the Contemporary United States, in: American Anthropologist 45 (1943), S. 22–38; ders. und Robert F. Bales, Family, Socialization and Interaction Process, Glencoe, Ill., 1955.

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  3. Michael Young und Peter Willmott, Family and Kinship in East London, Glencoe, Ill., 1957.

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  4. Marvin Sussman, The Isolated Nuclear Family: Fact or Fiction, in: Social Problems 6 (1959), S. 333–340.

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  5. Bert N. Adams, Kinship in an Urban Setting, Chicago 1968.

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  6. René König, Alte Probleme und neue Fragen in der Familiensoziologie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 18 (1966), S. 1–20; ders, Soziologie der Familie, in: ders., Hrsg., Handbuch der empirischen Sozialforschung, Bd. 2, Stuttgart 1969, S. 210 ff.

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  7. Vgl. dazu und zum Problem der Differenzierung zwischen Haushalt und Familie als Interaktions-Einheit Günther Lüschen, Durkheims Kontraktionsgesetz und der Strukturwandel der Familie, in: Job G. Klink, Hrsg., Schulwirklichkeit und Erziehungswissenschaft, Bremen 1967, S. 147-152.

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  8. William J. Goode, World Revolution and Family Patterns, New York 1963, bes. S. 7-26 und S. 366-380.

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  9. Zu den wenigen Ausnahmen, die Familienrituale überhaupt diskutieren, gehören die essayistische Arbeit von James H. S. Bossard und Eleanor S. Boll, Ritual in Family Living, Philadelphia 1950; sowie die weitgehend ethnographische Arbeit von James H. Barnett, The American Christmas, New York 1954.

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  10. Robert M. Marsh, Comparative Sociology, New York 1967, S. 329-374.

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Lüschen, G., Heiskanen, V.S., Ward, C., Blood, R.O., Lewis, M. (1970). Familie und Verwandtschaft Interaktion und die Funktion von Ritualen. In: Lüschen, G., Lupri, E. (eds) Soziologie der Familie. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-19652-5_14

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