Zusammenfassung
… Eine staatliche Partei dagegen ist die Gesammtheit derjenigen, welche der Staatsgewalt aus Ueberzeugung einer rechtlichen, sittlichen oder politischen Notwendigkeit eine bestimmte Richtung geben, gewisse staatliche Einrichtungen und Zustände herstellen, zu dem Ende aber, je nach der concreten Verfassung, entweder die Regierung selbst auf gesetzliche Weise erwerben oder doch wenigstens einen bestimmenden Einfluß auf sie ausüben wollen. Eine Partei hat ein Staatsideal im Auge, von welchem sie sich Wohlergehen für Alle, natürlich also auch für ihre eigenen Mitglieder, verspricht; nicht aber unmittelbar und ausschließlich eine selbstische Absicht. Sie ist sich ihres Zweckes bewußt, bekennt sich offen zu demselben und sucht möglichst viele Anhänger zu gewinnen. Jede ausgebildete und lebenskräftige Partei hat eine mehr oder weniger ausgeprägte äußere Gestaltung und selbstanerkannte Führer. Die Mittel mögen allerdings bei hochgehender Leidenschaft auch gewaltthätig und selbst unsittlich sein; allein im Wesen der Sache liegt dieses nicht. Die Dauer einer Partei hängt von dem Bestände und von der Thatkraft der ihr zu Grunde liegenden Ueberzeugung ab. Durch Gewalt kann sie nur äußerlich unterdrückt werden; dagegen bringt Ueberzeugung von der Unmöglichkeit oder Unrichtigkeit des Zieles allmälig Gleichgültigkeit gegen dasselbe; oder führt ein neues mächtigeres Interesse ein Zurücktreten der Theilnehmer und vielleicht ein schnelles Ende herbei. Nicht selten verfallen auch Parteien nach erreichtem Siege, sei es nun aus persönlichem Zwiespalt über die Beute, sei es aus Meinungsverschiedenheiten über die Art und Ausdehnung der Folgerungen.
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von Mohl, R. (1966). Parteien. In: von Beyme, K. (eds) Politische Schriften. Klassiker der Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-18755-4_6
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