Zusammenfassung
„Eure Einwürfe reduzieren sich in letzter Analyse darauf, daß ich überhaupt einen ‚Franz von Sickingen‘ und nicht einen ‚ThomasMüntzer‘ oder eine andere Bauernkriegstragödie geschrieben habe“ (Lassalle, in: Hinderer 1974, S. 76 f.) — dieses Resümee Ferdinand Lassalles, Teil seines als ‚Sickingen-Debatte‘ in die Geschichte der materialistischen Literaturtheorie eingegangenen Briefwechsels mit Karl Marx und Friedrich Engels, gibt komprimiert die Problematik der Diskussion um Lassalles historisches Bauernkriegsdrama Franz von Sickingen wieder. In dieser Diskussion hatten Marx und Engels übereinstimmend Lassalles Versuch kritisiert, unter seine Vorstellung von der „Tragödie der formalen revolutionären Idee par excellence“ (Lassalle, in: Hinderer 1974, S. 77) den realen historischen Prozeß der Bauernkriegszeit zu subsumieren und so Geschichte in eine idealistische Konstruktion zwingen zu wollen. Das Ergebnis, so Marx und Engels, sei ein unangemessenes Verhältnis von Stoff (Bauernkrieg) und Thema (Sickingens „tragisches“ Scheitern), das Konsequenzen bis hin zur abstrakten Gestaltung der Figuren, dem „Verwandeln von Individuen in bloße Sprachröhren des Zeitgeistes“ (Marx, in: Hinderer 1974, S. 39) habe. Ein wesentlicher Fehler Lassalles im „Sickingen“-Drama sei, wie Marx formulierte, „die lutherisch-ritterliche Opposition über die plebejisch Münzersche zu stellen“ (Marx, in: Hinderer 1974, S. 39).
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Autorenkollektiv. (1976). Die ganze Welt muß neu geboren wern. In: Raitz, W. (eds) Deutscher Bauernkrieg. Lesen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16294-0_6
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