Zusammenfassung
In der strategischen Analyse sind Probleme, wie sie während der Berlin-Krise entstanden, bisher wenig beachtet worden. Man kann sie ganz allgemein mit »Druck und Widerstand« umschreiben, wobei unter »Druck« der Versuch zu verstehen ist, durch (häufiger stillschweigende als offene) Drohungen, die von militärischer Macht unterstützt werden, politische Vorteile zu erlangen. Im nuklearen Zeitalter ist das die charakteristischste Art der Gewaltanwendung durch eine expansionistische Macht. Da ein Atomkrieg wegen seines selbstzerstörenden Charakters als Möglichkeit ausscheidet, wird eine Macht, die eine Änderung im Gleichgewicht der Kräfte in der Welt herbeiführen will, militärpolitische Ziele haben, die über die Abschreckung einer Gewaltanwendung auf feindlicher Seite hinausgehen. Sie wird nach Möglichkeiten suchen, ihre militärische Stärke auszunutzen, um positive Gewinne einzuheimsen.
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Referenzen
H. S. Dinerstein »Soviet Goals and Military Force« in Orbis, Band 5, Nr. 4, (Winter 1962), S. 425–436; Hans Speier »Soviet Atomic Blackmail and the North Atlantic Alliance« in World Politics, April 1957, S. 307–328.
Daniel Ellsberg »The Theory and Practice of Blackmail« (erste der Vorlesungen über »The Art of Coercion: A Study of Threats in Economic Conflict and War« am Lowell-Institut, Boston, unveröffentlichtes Manuskript, 1959).
Herman Kahn On Thermonuclear War (Princeton University Press, 1960, und Allen R. Ferguson Tactics in a Local Crisis (Research Memorandum 3034-ISA, Santa Monica, Cal., RAND Corporation, 1962).
Herausforderung: »ein bestimmter Schritt, dem sich entgegenzusetzen Risiken mit sichbringt, mit dem sich abzufinden eine politische Schlappe bedeutet«.
Die Charakterisierung der sowjetischen Politik als »Druck« wird in Kap. 15 begründet.
Leitartikel »On Thermonuclear Co-existence« in Survey, Dez. 1961.
Nach der Zusammenkunft in Wien war Kennedy stark beeindruckt und beunruhigt durch Chruschtschows augenscheinliche Entschlossenheit, in der Berlin-Frage seinen Willen durchzusetzen. S. Hugh Sidey John F. Kennedy: Portrait of a President (London: Preager, 1961), S. 28–29.
Hans Speier Divided Berlin: The Anatomy of Soviet Political Blackmail (New York: Deutsch, 1964), S. 191–251.
Z. B. hatte Hitlers Besetzung des Rheinlands wichtige militärische und politische Konsequenzen, wenn auch alle Beteiligten diese während der Krise außer acht ließen.
Sofern eine aggressive Macht tatsächlich an ein »Image« dieser Art glaubt, ist die Situation äußerst gefährlich: eine Macht mit einem solchen Weltbild wird leicht den Widerstandswillen ihres Gegners falsch einschätzen.
»Das Charakteristikum einer Drohung ist, daß jemand erklärt, in einem bestimmten Fall dies oder jenes tun oder nicht tun zu wollen, wobei der Eintritt dieses bestimmten Falles von dem Verhalten des anderen abhängt«. T. C. Schelling The Strategy of Conflict (Harvard University Press, 1960, S. 123).
Speier Divided Berlin S. 33–37.
D. Ellsberg »Theory and Practice or Blackmail«.
F. C. Iklé »Portrait of the Russian as a Diplomat« in New York Times 9. 12. 1962. Die beharrliche Forderung, daß die westlichen Truppen Berlin verlassen sollten, ist ein Beispiel dafür.
Iklé unterscheidet dies als die beiden Haupttypen von Verhandlungen, s. Fred C. Iklá How Nations Negotiate (New York: Harper and Row, 1964). S. 28–33.
F. W. Mulley The Politics of Western Defense (London: Thames and Hudson, New-York: Praeger, 1962). S. 33.
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© 1967 James L. Richardson
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Richardson, J.L. (1967). Druck und Widerstand. In: Deutschland und die NATO. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16293-3_13
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