Zusammenfassung
In dem regelmässigen Wechsel der Mondphasen tritt gelegentlich dadurch eine Störung ein, dais ein von einem Kreisbogen begrenzter Schatten von Osten her langsam auf der Scheibe vorrückt und diese entweder teilweise oder in manchen Fällen ganz bedeckt, um nach einiger Zeit wieder allmählich sich zurückzuziehen und endlich ganz zu verschwinden. Man nennt diese Erscheinung eine Mondfinsternis und bezeichnet dieselbe als partiell, wenn nur ein Teil des Mondes verdunkelt, als total, wenn derselbe ganz von dem Schatten überzogen. wird. Der Grund dieses Phänomens ist darin zu suchen, dais der Mond denvon der Sonne geworfenen Schatten der Erde auf seiner Bahn passiert. Da dies selbstverständlich nur stattfinden kann, wenn Sonne und Mond auf entgegengesetzten Seite der Erde stehen, so treten also Mondfinsternisse nur bei Vollmond ein. Da nun die Mittellinie des Erdschattens naturgemiifs in der Ebene der Ekliptik liegt, die Mondbahn jedoch nicht in dieser verläuft, so mufs, wenn eine Finsternis möglich sein soli, noch die Bedingung erfüllt sein, dafs der Mond in oder sehr nahe bei der Ebene der Ekliptik sich befindet. Hieraus erklärt sich auch der Name der letzteren, denn Ekliptik heilst nichts weiter als Bahn der Finsternisse. Je näher der Mittelpunkt des Vollmondes der Ebene der Ekliptik kommt, desto länger wird die Finsternis währen und ein desto gröfserer Teil des Mondes wird verfinstert erscheinen. Die längste Dauer einer Mondfinsternis, nämlich nahezu vier Stunden, tritt dann ein, wenn die Verbindung der Mittelpunkte von Sonne, Erde und Mond eine gerade Linie bildet; die Finsternis ist dann eine sogenannte centrale. Während der Totalität einer Finsternis erscheint fibrigens der Mond in einem graurötlichem Lichte, welches wahrscheinlich durch eine eigentümliche Brechung der Sonnenstrahlen in der Erdatmosphäre entsteht und mit dem Standorte des Beobachters.auf der Erde etwas wechselt. Ein völliges Unsichtbarwerden des Mondes ist nur in ganz vereinzelten Fällen beobachtet.
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Wislicenus, W.F. (1895). Die Finsternisse. In: Astronomische Chronologie. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16234-6_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16234-6_7
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