In der Hafenstadt

Zusammenfassung

Es giebt kaum einen Ort, dessen Leben und Treiben den Menschen immer wieder so anzieht, als der Hafen einer Seestadt. Wie die Wellen, so das Leben daselbst, immer bewegt, niemals rnhend. Hier schaukelt die leichtgebaute Hiate, ein Segler kleinster Art, der die Produkte deutscher Kolonieen über die Lagoa dos Patos bringt, an der Ankerkette, und über die Laufplanke geht gemächlich der Führer in die Stadt, um seiner Kundschaft wieder mil ben rundlichen Knollen der Winkelschneiz, der Butter der Hinkelschneiz und den oft gut abgelagerten Eiern der Stinkelschneiz — Zigarren gewinnen doch dnrch Lagern, warum nicht auch Eier? — unter die Arme zn greifen, während dort festgeankert der „Albatros“ liegt, ein mächtiger Dampfer, der die lange Reise von Rangoon zn dem Gestade Brasiliens mit einer Ladnng Reis hinter sich hat und von dessen Reling schlitzäugige Chinesen im blauen Kittel der Heizer, den Zopf anfgerollt unter dem groben Basthut, nengierig anf die stämmigen Neger schauen, welche Sack um Sack und Ballen um Ballen aus dem Banch des Schiffes auf dem wolligen Kopf an Land schteppen, und dazwischen rasseln die Ketten der Kräne, flucht der Vorarbeiter und faucht der Dampf der Mafchine. Dort schietzt das elegante Zollboot, gerndert von sechs stämmigen Negern in Marinenniform, durch die Wellen dem Fallreep des „Meteoro“ zu, der eben von Montevideo mit Post eingelanfen ist. Die „Primavera“ dampft tutend vorbei, drei schwergeladene Leichter im Schlepptau, während der Schlepper „S. Gonçalo“ eine stolze norwegische Brigg einbringt, die mit Kohlen von Cardiff kommt. Wie die Wellen kommen und gehen, so die Boote und Menschen.