Zusammenfassung
Unter sämtlichen Künsten, die in den Vereinigten Staaten gepflegt werden, steht die Schauspielkunst am niedrigsten. Wohl sind große Schauspieler bei uns aufgetreten, die es mit ersten Größen anderer Länder aufnehmen konnten; doch kann weder von einer fortschreitenden Entwicklung auf dramatischem Gebiet die Rede sein, wie sie auf musikalischem zu verfolgen ist, noch hat die Schauspielkunst sich ähnlich hohe Ziele gesteckt wie die Malerei oder die Skulptur. Schon in dem amerikanischen Ausdruck „to go to a show“ liegt eine unbewußte Kritik. Eine Schaustellung, je auffälliger, um so besser, — Darsteller, je mehr, je lieber, — glänzende Kostüme, großartige Szenerie, das ist es, was der Amerikaner verlangt, und solange das Theater auf dieser Stufe stehen bleibt, kann von Kunst natürlich keine Rede sein. Man denkt unwillkürlich an das Monsterkonzert Gilmores im Jahre 1872 mit seinen 20 000 Mitwirkenden, einem Aufwand an Kraft und Mitteln, den wir heute nicht mehr als Kunst gelten lassen. Der Entwicklung höherer dramatischer Kunst stellen sich in Amerika verschiedene Hindernisse entgegen. Einerseits hat der Theatertrust, dieser große Polyp, die besten Theater aller größeren Städte des Landes in seiner Gewalt.1 Damit wird jeglicher Wettbewerb ausgeschaltet und ein Heer willfähriger Künstler erzeugt, die sich kaum über eine gewisse Mittelmäßigkeit erheben können.
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Faust, A.B. (1912). Einfluss des Deutschen Elements auf Gesellschaft ünd Kultur. In: Das Deutschtum in den Vereinigten Staaten. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16185-1_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16185-1_8
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15611-6
Online ISBN: 978-3-663-16185-1
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