Zusammenfassung
Keine Kirchengemeinschaft darf den Anspruch auf Vorrang vor einer anderen oder auf Herrschaft über sie erheben. Das gleiche gilt für die Geistlichen sowohl wie für die Diakonen untereinander.
Diese Kirchenordnung wurde auf der ersten Generalsynode der französischen Reformierten, die im Mai 1559 in Paris abgehalten wurde, aufgestellt und blieb in dieser Form während der nächsten Jahre in Kraft. Später ist sie in mannigfacher Weise verändert worden. An ihrer Entstehung ist die Genfer Kirche Calvins unmittelbar beteiligt. Ämter und Namen sind von dort übernommen. — Die wichtigsten Merkmale dieser Kirchenordnung, die sie zugleich von dem Genfer Vorbild untetscheiden, sind folgende: Einmal ist hier zum ersten Male eine Zusammenfassung vieler, über ein großes Land zerstreuter Gemeinden in einer streng logisch gegliederten Verfassung vorgenommen, und dann ist diese große Gesamtorganisation hier notwendigerweise ganz vom Staate gelöst. Diesen beiden Umständen ist es zu verdanken, daß die französischen Reformierten den Kampf gegen die tyrannische katholische Regierung ihres Landes mit solcher Geschlossenheit aufnehmen konnten. Der Geist des Calvinismus schuf sich in dieser Kirchenordnung ein Jnstrument, das für dessen weitere Geschichte von entscheidender Bedeutung wurde: sie eröffnete die heroische Epoche des westeuropäischen Calvinismus mit ihrem überwältigenden Opfermut für Gottes Ehre. Die französische Kirchenordnung ist nebst der alten Genfer Verfassung (vgl. „Religionskundliche Quellenhefte“ Nr. 11, S. 8–13) auf diese Weise das berühmteste Beispiel für die frühe Entwicklung der starken organisatorischen Kräfte des Calvinismus geworden. Sie findet sich bei Aymon „Tous les Synodes Nationaux des Eglises Reformées de France“, Haag 1710, Bd. I.
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Kittel, H. (1927). Die französische Kirchenordnung von 1559. In: Der Calvinismus in Westeuropa. Religionskundliche Quellenhefte, vol 12. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16164-6_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16164-6_2
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
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