Zusammenfassung
Einen äußerst interessanten und wertvollen Einblick in die seelischen Vorgänge bietet die Betrachtung des Verhältnisses einer Mehrzahl von Gesamtvorstellungen zueinander, wie es in der Sprache seinen Ausdruck findet. Wir lesen z. B. folgendes Gedicht: „Der Abend ist gekommen, das Glöcklein ruft zur Ruh, der Hirte mit den Schäflein zieht froh dem Dorfe zu. Der Bauer treibt vom Felde die Kühe still nach Haus. Die Mutter an dem Herde kocht schon den Abendschmaus.“ Wir haben dier eine Aneinanderreihung von vier Gesamtvorstellungen, des Abendläutens, der Heimkehr des Hirten mit seinen Schsfen, des Bauern mit den Kühen und der am Herde mit der Bereitung der Abendessens beschäftigten Mutter. Die Seele ist den Eindrücken offen, sie nimmt sie assoziativ nacheinander auf. Abe rein natürlicher Crieb veranlatzt sie eine Beziehung zwischen den einzelnen Vorstellungen zu suchen, gewissermaßen deie Perlen auf eine Schnur zu ziehen. Die Herstellung der Beziehungen erfolgt in dem vorliegenden Falle gefühlsmäßig und findet ihren Ausdruck in dem die Reihe von Gesamtvorstellungen zu einer Einheit zusammenfassenden überschriftlichen Satz: „Der Abend ist gekommen.“ Mit diesem Satz ist die Reihe befestigt, die einzelnen Bilder fügen sich zu einem Ganzen und find, wenn sie auch nebeneinander gestellt sind, durch den Rahmen des ersten Satzes zu einem großen Bilde vereinigt, wie ein Male res malen könnte.
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Hoffmann, F. (1975). Die sprachlichen Ausdrucksformen für das Verhältnis mehrerer Gesamtvorstellungen. In: Der Lateinische Unterricht auf Sprachwissenschaftlicher Grundlage. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16154-7_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16154-7_8
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-519-07213-3
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