Zusammenfassung
Hanse und Deutschorden sind die besten Beispiele dafür, was an der Schwelle der Neuzeit selbst wirtschaftlich mächtigsten politischen Gebilden fehlte, wenn es ihnen nicht gelang, den zum Zentralen und Herrschaftlichen strebenden Bildungstrieb des spätmittelalterlichen Staats mit den autonomen, körperschaftlichen Kräften der Gesellschaft ins Gleichgewicht zu setzen. Die Hansestädte, die um die Wende des 14. und 15. Jahrh. das revolutionäre Drängen der Handwerkerzünfte nach Beteiligung am Stadtregiment erstickten, haben ihren Verfall als Bund dadurch nicht aufgehalten, während die süddeutschen Reichsstädte, wo die Zunftrevolution durchschlug, einzeln und insgesamt ihre größte Zeit erst in der Periode der Reformation erlebten. Ebenso ist die Ohnmacht des Deutschordens gegenüber Polen erst durch dessen Verbindung mit den Vereinigungen des preußischen Adels und der preußischen Städte besiegelt worden, die das mangelnde Verfassungsrecht des Ordensstaates ebenso revolutionär ergänzten wie gleichzeitig die Einungen des deutschen Reiches und später die Konföderationen der polnischen Republik selbst. Von jeher haben in der abendländischen Staatsentwicklung Epochen des herrschaftlichenDruckes mit solchen des körperschaftlichen Gegendruckes abgewechselt; im Frühmittelalter war dem fränkischen Großreich die germanisch-romanische Völkergemeinschaft, im Hochmittelalter dem Doppelgedanken des universalen Kaiser- und Papsttums die Gesellschaftsspaltung des Lehnsstaates gefolgt: So folgte jetzt im Spätmittelalter der Herrschaftsorganisation der nationalen und baronialen Landesfürsten die Körperschaftsverfassung des Ständestaates.
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Brinkmann, C. (1922). Ständestaat und Reformationsgedanke. In: Die Bewegenden Kräfte in der Deutschen Volksgeschichte. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16129-5_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16129-5_5
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15557-7
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