Zusammenfassung
Das erwachende Bewußtsein eines Volkes für sein besonderes Dasein in dieser Welt wird sich in erster Linie in geschichtlichen Aufzeichnungen äußern. So primitive sie in ältester Zeit auch sind, so drücken sie doch aus, was als bedeutungsvoll im Leben des Volkes angesehen und was dann als feste Überlieferung weiter gegeben wird, das nationale Selbstbewußtsein ständig durch große Erinnerungen stärkend und so den geschichtlichen Sinn mit allem neuen Erleben verbindend. Denn es ist eine immer wiederkehrende, leicht verständliche Erscheinung, daß große geschichtliche Ereignisse und vor allem große Persönlichkeiten zur Geschichtschreibung antreiben — mit Karl dem Großen hängen die fränkischen Reichsannalen und Einhard zusammen, mit Otto dem Großen Widukind und Hrotsoith und Liutprand, mit Friedrich Barbarossa Otto von Freising usw. —, ein Parallelismus, der zugleich zeigt, woran die Phantasie eines Volkes vor allem haftet, und daß infolgedessen das Übergewicht einer auf Staatsaktionen und Helden gerichteten Geschichtschreinung nicht nur eine Einseitigkeit der Geschichtschreiber ist.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Goetz, W. (1919). Die deutsche Geschichtschreibung des letzten Jahrhunderts und die Nation. In: Die deutsche Geschichtschreibung des letzten Jahrhunderts und die Nation. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16128-8_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16128-8_1
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15556-0
Online ISBN: 978-3-663-16128-8
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