Zusammenfassung
Kulturentwicklungen, die sich erst in mannigfachen Ansätzen und Steigerungen durchsetzen müssen, kommen häufig zu einem Punkt, da ihre Kraft erlahmt, da sie in Ruhe neue Kräfte sammeln und sich inzwischen damit begnügen, das Erworbene zu überschauen, zu ordnen und formal zu bereichern. Solch ein Punkt ist für die Entwicklung der deutschen Lyrik die Zeit der Anakreontiker. Sie bedeutet keinen inneren Fortschritt, nicht einmal ein angestrengtes Ringen darum, sie ist eine rein äußere, rein formale Bereicherung und Erweiterung des Vorhandenen. Die einseitige, losgelöste Verfeinerung und Bereicherung der äußeren Form reicht nicht in die eigentlichen Tiefen der Kunst hinein, ist nicht eigentlich Sache des Künstlers, sondern des Dilettanten. Denn im höheren Sinne muß man auch den einen Dilettanten nennen, der Inhalt und Leben, das er nicht ureigentlich erlebt, das er nur übernommen hat, in bestimmte — notwendig ebenfalls übernommene, übertragene — Formen zu kleiden sucht. In diesem höheren Sinne müssen wir die Zeit der Anakreontik in der deutschen Lyrik als die Zeit eines förderlichen Dilettantismus bezeichnen.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Witkop, P. (1921). Die Anakreontiker. In: Die Deutschen Lyriker. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16124-0_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16124-0_9
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15552-2
Online ISBN: 978-3-663-16124-0
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