Zusammenfassung
Uhlands Wesensrichtung verwandt und literarisch nachstrebend ist Gustav Schwab (1792–1850). Seine Lyrik ist—außer dem bekannten Studentenlied: „Bemooster Bursche zieh ich aus“ — nüchtern und bedeutungslos. Ein Zyklus von Wanderliedern etwa beginnt: „Angelegt den Sommerrock — Auf, ergriffen Hut und Stock“, um „Auf der Bergheide“ sich also zu steigern: „Laß dich den Schnee durchdringen. Laß dich den Sturm durchwehn: — Denn, kann die Lerche singen — So kannst du wohl noch gehn!“ — und schließlich in den „Heimweh“-Versen zu klagen: „Wär ich zu Haus mit meinem Schmerz — Bei meiner Jugend Weib — Und legt ihr arg das treue Herz — Den zagen Geist und Leib! — Ob sie wohl jetzt in Frieden ruht — Die Kinder um sie her? — Kreist ihr und ihnen leicht das Blut — Und atmet keines schwer? — Weiß ich, ob eines wimmernd nicht — Die Mutter plötzlich weckt — Ob nicht sein glühend Angesicht — Des Fiebers Scharlach deckt? ...„ Die Empfindungen sind durchaus „gut“ und ehrenwert, und man versteht, daß Schwab es zum Oberstudienrat und Oberkonsistorialrat bringen konnte. Bedeutsamer sind Schwabs Balladen, zumal wo er ihre Stoffe dem schwäbischen, heimatlichen Sagenkreise entnimmt. „Das Gewitter“ und „Der Reiter und der Bodensee“ wußten Volkstümlichkeit zu erlangen. Aber auch den Balladen fehlt Uhlands gewachsene Volksverbundenheit und herbe Gegenständlichkeit, sie sind vielfach nur in Vers und Reim gebrachter, übernommener Sagenstoff. Bedeutender als durch seine Dichtungen hat Schwab durch seine allgemeine literarische Tätigkeit auf die deutsche Lyrik gewirkt, vor allem durch seine Vermittlung bei Cotta. Lenau und Platen haben durch ihn dort Eingang gefunden.
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Witkop, P. (1921). Mörike. In: Die Deutschen Lyriker von Luther bis Nietzsche. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16123-3_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16123-3_5
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