Zusammenfassung
Es entsprach der mystischen Wesensrichtung in Novalis, daß er „zur Skulptur und Malerei nur wenig hingezogen ward, dagegen die Musik sehr liebte“ (Ludwig Tieck). In den Zeiten seiner Todessehnsucht, seiner Weltflucht und Vergeistigung schien ihm die Musik, als die eigentliche dionysische Kunst, unmittelbar den Sinn der Welt zu deuten: „Die musikalischen Verhältnisse scheinen mir recht eigentlich die Grundverhältnisse der Natur zu sein.“ „Die musikalischen Verhältnisse sind der Quell aller Lust und Unlust.“ Ja, er stand nicht an, „alle plastische Bildung vom Kristall bis auf den Menschen akustisch, durch gehemmte Bewegung“ zu erklären, alle Erscheinung also als „gefrorene Musik“. Aber die Beweglichkeit seines Lebensgefühls trug ihn wieder zurück zur polaren Gegenrichtung, und nun erkannte er: „Die Skulptur und die Musik sind sich als entgegengesetzte Härten gegenüber.“ Sich selber aber in seinem freien Anteil, in seinem Wechsel zwischen beiden begriff er im Wesen der Dichtung: „Die Poesie im strengeren Sinne scheint fast die Mittelstufe zwischen den bildenden und tönenden Künsten zu sein.“ Auch hier kommt er zum Kernpunkt seines Weltgefühls: wie die Einheit und Wechselwirkung der Sinnen- und Geisterwelt, so fordert er die ihrer Künste: „Durchdringung von Plastik und Musik — fordert er — nicht bloß Vermittlung.“
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Witkop, P. (1921). Brentano. In: Die Deutschen Lyriker von Luther bis Nietzsche. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16123-3_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16123-3_2
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15551-5
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