Zusammenfassung
Die Anfänge der germanischen Kunst entwickeln sich überall auf antikem Kulturboden. Der Süden Rußlands, Spanien und Gallien waren schin seit hellenischer Zeit kolonisiert, das Rheingebiet war seit Cäsar vielleicht das wichtigste Zentrum römischer Provinzialkunst, selbst Ungarn, das in der Völkerwanderung der Rummelplatz aller Stämme war, hatte sich dem römischen Reichtum nicht verschließen können. So stießen die andringenden Germanen überall, wo sie auf ihrer Wanderung weilten oder sich ansiedelten, auf eine Kunst, die zwar nicht Klassisch antik war, aber doch als Provinzialkunst unter antikem Einfluß stand, und an deren Formenreichtum sie nicht ohne weiteres vorbeigehen konnten. So ist beispielsweise das Grabmal, das die Ostgoten in Ravenna ihrem König Theoderich, dem Dietrich von Bern der heldensage, errichteten, trotz mancher germanischen Züge doch im wesentlichen ein Monument spätantiker Kunst. Die Entwicklung wird durch die Völkerwanderung ebensowenig unterbrochen wie durch die Entstehung des Christentums; so wenig, daß man die Völkerwanderungskunst auch als eines der Bindeglieder zwischen spätantikem und germanisch mittelalterlichem Stil ansehen Darf. Ihr aus spätantiken Elementen gebildeter Schmuckstil, den man kurzweg den Völkerwanderungsstil genannt hat, ist fortgebildet worden bis weit in die Zeit Karls des Großen und seiner Nachsolger.
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Cohn-Wiener, E. (1921). Das frühe Mittelalter in Deutschland und der sog. Romanische Stil. In: Die Entwicklungsgeschichte der Stile in der bildenden Kunst. Aus Natur und Geisteswelt. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16116-5_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16116-5_7
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15544-7
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