Zusammenfassung
Seit den ältesten Zeiten stehen sich zwei Vorstellungen über das Wesen der Materie gegenüber: die Stetigkeitstheorie und die Molekulartheorie. Nach jener ist die Materie überall vorhanden, sie erfüllt den Raum stetig; nach dieser besteht die Materie aus kleinsten Teilen, den Molekeln (nicht „Molekülen“, wie leider — sprachlich falsch — vielfach gesagt wird), der Zwischenraum ist leer (ober mit Weltäther angefüllt); jene, die Stetigkeitstheorie, entspricht der naiven Vorstellung, diese, die Molekulartheorie, entspricht dem Drang des Menschen, die Geheimnisse der sichtbaren Welt auf die Geheimnisse einer unsichtbaren Welt, den Makrokosmos auf den Mikrokosmos zurückzuführen. Diejenige Wissenschaft, welche sich zuerst völlig auf den Boden der Molekulartheorie stellte, ist die Chemie, weil das Grundgesetz der chemischen Verbindungen, wonach sich zwei Stoffe immer in ganz bestimmten Gewichtsverhältnissen vereinigen, am einfachsten durch die Annahme von Molekeln erklärt werden konnte; und es gibt kaum ein wunderbareres Lehrgebäude als dasjenige, welches die Chemie im Laufe des 19. Jahrhunderts auf diesem Fundamente errichtet hat, wunderbar in gleichem Maße hinsichtlich der wissenschaftlichen Ergebnisse, wie hinsichtlich der Anmenbung auf die Praxis.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1926 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Auerbach, F. (1926). Konstitution der Materie. In: Die Grundbegriffe der modernen Naturlehre. Aus Natur und Geisteswelt, vol 40. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16104-2_9
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16104-2_9
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15532-4
Online ISBN: 978-3-663-16104-2
eBook Packages: Springer Book Archive