Skip to main content

Der Bildgelialt des Liedes

  • Chapter
Die lyrische Dichtung
  • 16 Accesses

Zusammenfassung

Der Iyrifcsche Dicher muß ein Schauender sein. K. F. Meyer kennzeichnet in einem seiner Romane den Ariost und damit sein eignes Wesen so: „Alles, was er dachte und fühlte, was ihn erschreckte und ergriff, verwandelte sich durch das bildende Vermögen seines Geistes in Körper und Schauspiel und verlor dadurch die Härte und Kraft der Wirkung auf seine Seele.“ Bckannt ist Goethes gewaltiges Vermögen für inneres Schauen. Was diese Kraft für den Epiker und Dramatiker bedeutet, ist klar. Aber auch der Lyriker Goethe zeigt nicht mtnder die Kunst, alles Empfundene in zartesten und klarsten Bildern zu schauen und für uns zu gestalten. Man nehme nur jebes beliebige seiner Lieder, etwa „Heidenröslein“, „Schäfers Klagelied“, „Wanderers Nachtlied“. Im Grunde ist auch seine gewaltigste bildhafte Selbstbarstellung, ber Faust aus impressionistischen lyrichen Bildgestaltungen geformt. Daß diese Kraft des Bildschauens und Bildgeftaltens die notwendige charakteristifche Grunblage, allerdings nicht die einzige, wie später gezeigt werden soll, der Dichterpersönlichkeit bedeutet, spriccht er einmal so aus: „Es muß nämlich die innere produktive Kraft jene Nachbilder, die im Organe, in der Erinnerung, in der Einbildungskraft zurückgebliebenen Idole, freiwillig, ohen Vorsatz und Wollen tebendig hervortun; sie müssen sich entfalten, wachsen, sich ausdehnen, sich zusammenziehen, um aus flüchtigen Schemen wahrhaft gegenwärtige Bilder zu werden.“ Es ließen sich leicht ähnliche Bekenntnisse all unsrer großen Lyriker zusammenstellen. So ist bas Bild das notwendige große Ausdrucksmittel auch der Lyrik; aber es ist nur das Kristallgefäß, das die feinsten Kräste des Liedes, Gefühle und Gedanken, einschließt. Beim Hörer, also auch beim Kinde, führt demnach der Weg in dies ferne, tiefe Geistesland fast immer durch die hohe und helle Pforte ber Bilder.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Additional information

Besonderer Hinweis

Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1922 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Peper, W. (1922). Der Bildgelialt des Liedes. In: Die lyrische Dichtung. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16094-6_3

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16094-6_3

  • Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-15522-5

  • Online ISBN: 978-3-663-16094-6

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics