Zusammenfassung
Besondere Kleinformen sind es, was die Aufmerksamkeit des Laien zunächst erregt, was er als merkwürdig empfindet, wofür er eine Erklärung sucht, während er die großen Formen und auch die gewöhnliche Form der Hänge fast als selbstverständlich hinnimmt. Ähnlich ist es in der Entwickelung der Wissenschaft gegangen. Sie hat mit dem Studium auffallender Küstenklippen, Kalkhöhlen, Sandstein- und Granitfelsen eingesetzt, hat sich ihnen früher als den Großformen, namentlich auch als den Tälern zugewandt, die lange einfach als Spalten hingenommen wurden und deren Betrachtung erst später hinzukam; ihr Studium erschien als ein fester Bestandteil der Wissenschaft. Aber neuerdings hat sich unter der Führung von W. M. Davis eine Schule von Morphologen vom Studium der Kleinformen abgewandt. Weder wird solcher auffallender Felsformen wie etwa der Erdpyramiden oder der Grotten, Tore und Pfeiler des Quadersandsteins oder der Felsenmeere anderer Mittelgebirge auch nur mit einem Worte gedacht, noch werden etwa die Formen verschiedener Gesteine oder verschiedener Klimate in allgemeiner Weise besprochen. Sie werden nicht nur vernachlässigt, sondern grundsätzlich bei Seite gelassen. Weder in den wissenschaftlichen Einzeluntersuchungen noch in den zusammenfassenden Darstellungen dieser Schule ist von Kleinformen die Rede. Rühl erklärt ihr Studium ausdrücklich für unnötig und weist es der Geologie zu. Und doch sind sie morphologisch sehr wichtig, und zwar in zweierlei Hinsicht: unmittelbar, weil sie ein bestimmendes Element der Landschaft sind, mittelbar, weil sie vielfach den Schlüssel für das Verständnis der durch Abtragung oder Ablagerung entstandenen Großformen geben. Darum hat die ältere deutsche Schule der Morphologie unter Richthofens Führung den Kleinformen immer große Aufmerksamkeit zugewandt: ich bin als Student in der sächsischen Schweiz vom Studium der eigentümlichen Felsformen ausgegangen, Walther hat die Kleinformen der Wüste studiert, ihr Studium steht im Mittelpunkte von Passarges physiologischer Morphologie, in der es sogar zu sehr über das Studium der Talbildung überwiegt. So vollzieht sich schon hier die Scheidung der Geister, die sich heute in allen Teilen der Morphologie zu erkennen gibt.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Dieser Unterschied wird immer noch nicht genügend gewürdigt; vgl. meine Sächsische Schweiz und G. Z. 1903 S. 610ff.
Eine Zusammenfassung seiner Ansichten bietet: Das Gesetz der Wüstenbildung. 2. Aufl. Jena 1913.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1921 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Hettner, A. (1921). Die Kleinformen der Landschaft. In: Die Oberflächenformen des Festlandes. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16086-1_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16086-1_2
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15514-0
Online ISBN: 978-3-663-16086-1
eBook Packages: Springer Book Archive