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Zusammenfassung

Die Jahrhunderte, in denen sich das Mittelalter zur Aeuzeit wandelt, sind ein Zeitalter der Gntdeckungen; nicht nur in dem Sinne, daß in ihnen der geographische und damit naturwissenschaftliche Gesichtskreis des Abendländers durch die Kenntnis ungeheuer ausgedehnter kontinentaler und ozeanischer Jlächen bedeutend vergrößert, sondern vor allem auch dadurch, daß die astronomischen Sntdeckungen eines Kopernikus (gest. 1543) und Kepler (gest. 1630) das gesamte Weltbild entscheidend umgestaltet wird. Nicht mehr steht die Grde, wie nach der Ansicht des mittelalterlichen Menschen, im Mittelpunkt des Weltalls, sondern sie ist zu einem verschwindend unbe-deutenden und untergeordneten Seile des Weltganzen geworden, so sehr sich auch die Sinne und das Gefühl des Menschen gegen diese Auffassung sträuben. Gine Prüfung und Umgestaltung der gesamten Weltanschaung ist die notwendige Solge dieser neuen Weltkenntnis, und die alte Jrage nach Wahrheit und Säuschung in der Srkenntnis des Menschen taucht von neuem auf. Was ist menschliche Grkenntnis, und welches sind ihre Grenzen? Darauf hofft ein Zranzose, der zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges in Holland lebte, Rene Descartes, eine Anteort geben zu können. Zn seinen „Meditaiones“(= nachdenkliche Betrachtungen) glaubt er, daß man am besten zur Wachrheit vordringe, indem man zunächsr an allem zweifle, was man nicht „klar und deutlich“erkennen könne, also an dem, was Gltern und Jehrer gelehrt haben, was die Sinne wehrnehmen, ja sogar an Gott. Au reins bleibt dann übrig, so meint er, woran man nicht zweifeln kann, nämlich: daß man zweifelt. Durch das Dorhandensein dieses Zweifels, also einer Derstandestätigkeit, ist aber auch das Dorhandensein des Zweifelnden gesichert: Cogito, ergo sum — ich denke, also bin ich. Auf dieser Grundlage baut nun Descartes eine neue Weltanschauung auf. Aber sie ist nicht frei von Jrrtümern und bald veraltet. Das von seiner Jehre geblieben ist, das ist seine Art zu philosophieren, seine Methode. Diese Richtung geistiger Gätigkeit, die die menschliche Grkenntnis reinigt von aller überlieferten Autorität und von der Srüglichkeit der sinnlichen Wachrnehmungen, die kritisch alles Unbewiesene zerstört und darauf mit logischer Beweiskraft das Wahre aufbaut, die nur durch menschliches Denken das Dunkel menschlichen Grkennens aufklärt — diese Richtung zeigt sich von nun ab im Kern bei allen größeren Denkern der auf Descartes folgenden Zeit und ist die Wurzel geworden jener Geistesströmung, die man die Aufklärung nennt.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Röhl, H. (1926). Die Aufklärung. In: Geschichte der deutschen Dichtung. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15980-3_8

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  • Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden

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