Zusammenfassung
Bettine hat von ihrer Großmutter Sophie La Roche in den Briefen an die Günderode einmal ein Bild voll ferner sonniger Anmut gezeichnet, wie sie als alte Frau im „langen schwarzen Grosdetourkleid“ nach einem Schnitt von verschollener Vornehmheit in ihrem Garten in Offenbach umhergeht. „Da biegt sie alle Ranken wo sie gerne hinmöchten, sie kann keine Unordnung leiden, kein verdorbenes Blatt, ich muß ihr alle Tage die absterbenden Blumen ausschneiden, gestern war sie lange bei der Seißblattlaube beschäftigt, und sprach mit jedem Trieb: ‚Ei kleines Ästele wo willst du hin‘, und da flocht sie alles zart ineinander und bands mit roten Seidenfäden ganz lose zusammen und da darf kein Blatt gedrückt sern, ‚Allles muß fein schnaufen können‘, sagte sie.“
Glanden Sie Ihren Freunden, wie überwohl der Austeiler des ganzen es mit Ihnen gemeint hat; wir nur wissen was Sie haben, denn wir empfinden nicht was Ihnen fehlt. Hundertmal freuen wir uns im Seiste noch über die Augenblicke die wir in Segenwart der schönsten Natur in dem seligsten Zirkel genossen.
Goethe an Sophie La Roche am 20. Nov. 1772.
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Literatur
Aus: Briefe an J. S. Merck, herausgegeben von Dr. Karl Magner, Darmstadt 1833, und: Briefe an und von Merck. Von demselben Herausgeber. Darmstadt 1838.
Geschrieben nach ihrem ersten Besuch in Darmstadt, bei dem sie mit der Darmstädter „Gemeinschaft der Heiligen“, wie es scheint, noch nicht gleich die rechte Fühlung gefunden hatte. Caroline Flachsland schreibt von diesem Besuch an Herder: „Endlich ist Mabame de la Roche bei uns erschienen. Aber welch eine andere-Erscheinung als die simple, erhabene Sternheim, Stellen Sie sich vor, wie uns auf den Kopf geschlagen wurde, für unser vielleicht zu großes Ideal eine feine, zierliche Frau, eine Hofdame, eine Frau nach der Welt mit tausend kleinen Zierrathen ohnerachtet sie keine Blonden trägt, eine Frau voll Witz, voll sehr feinem Verstand zu sehen. Sie tritt sehr leicht auf, wirft jedem, wem sie will, einen Kuß mit der Hand zu; ihre schönen, schwarzen Augen sprechen rechts und links und überall, und ihr Busen wallt noch so hoch, so jugendlich, daß — kurz sie hat uns mit ihrer allzuvielen Coketterie und Repräsentation nicht gefallen. . . Mir hat sie etlichemal mit einem recht silbernen Ton, den ich den Ton ihres Herzens nannte, gesagt, daß sie mich liebte, daß ich ihr gesiele, und ich sollte so bleiden; aber, mich dünkt, es war Almosen, und ich hörte ihren Silberton, der mich so rührte, dei jeder andern zu erscheinenden Gelegenheit“. Es geht aus dem Brief weiterhin hervor, daß Merck Carolines Eindruck wenigstens in etwas teilte. Daraus erklärt sich Sophies Besorgnis, daß ihre Erscheinung das Bild, das man sich von ihr gemacht, zerstört haben möchte.
Sophie beginnt hier wohl deshalb französisch zu schreiben, weil Mercks Frau eine Französin war und dieser Teil des Bzriefes sich speziell mit ihr beschäftigt. Die Stelle lautet übersetzt: Geben Sie mir in Jhrern nächsten Brief die Zusicherung, daß Sie mich mit Jhrer Frau Gemahlin besuchen werden, Sie soll dies Versprechen mit ihrem Namen unterzeichnen. Ich bitte sie darum als um ein Zeichen von Ihrer beider Freundschaft. Demnächst werden Sie La Roche schen; beurteilen Sie ihn nicht nach der Oberfläche; denken Sie daran, daß 50 Jahre Verpslichtung sich in Benehmen und Ton nach dem Willen und Geschmack anderer zu richten, ein Äußeres geben können, das nicht der Charakter ist — aber ich würde mich sehr täuschen, wenn er sich Thnen gegenüber nicht so zeigen würde, wie er wirklich ist. Adieu meine lieben und geschätzten Freunde! Lieben Sie mich mit meinen Verdiensten und Fehlern. Liebe Mme. Merck, ich umarme Sie und Ihre Kinder ...
Brentanos Kinder aus erster Ehe.
Von S. La Roche 3 Bände. Altenburg 1779–1781. 2. Bd. Nr. 77.
Goethe. Siehe auch die Beschreibung des gleichen Ereignisses bei Bettina.
Julie von Gondeli ist die berühmte gelehrte und schöngeistige Freundin Rousseaus in der Schweiz. Der Brief ist nach einer Abschrift der Julie von Bondeli aus: Vodemann, Julie Bondeli und ihr Freundestreis (Hannover 1874) wiedergegeben. Lavater war mit Basedow und Goethe auf der bekannten RheinLahnfahrt im Juli 1774 bei Sopchie in Ehrenbreitstein gewesen. Der Brief ist französisch wiedergegeben, wie er geschrieben war, um Sophie La Roche, die, wie wiederholt von ihr gesagt worden ist, besser französisch als deutsch sprach und schrieb, auch von dieser Seite zu zeigen. Hier folgt die Übersetzung: „Ja, ich habe den berühmten Lavater gesehen und er hatte gewünscht mich zu sehen, aber da er fand, daß ich der Vorstellung wenig glich, die er sich von mir gemacht hatte und da er vielleicht gefühlt hat, was ich dachte, als ich ihn mit einer Betschwester ersten Ranges zusammen sah, haben wir uns in seltsamer Weise voneinander entfernt. Ich schließe das aus dem Eindruck, den er mir hinterlassen hat und aus dem Schweigen, auf das ich bei allen stieß, die ich fragte, wie er über mich geurteilt hade. Das würde man mir ja nicht verbergen, wenn es zu meinen Sunsten ausgefallen wäre. Ich habe zu gleicher Zeit den berühmten Basedow gesehen und gebört. Ihr Disput über religiöse Dinge vor den Dienstboten hat mir mißfallen, besonders weil sie den Pfarrer des Ortes bekämpften und chikanierten, ohne im geringsten an das Unheil zu denken, das sie anrichteten, indem sie das Ansehen des guten Mannes erschütterten und ein Halbdunkel in kleine hohle Köpfe brachten. Die Ekstase Lavaters über die Schönheit meines jüngeren Sohnes, in Segenwart des älteren, dem er kein Wort sagte, wobei er doch so leicht Eitelkeit in das Herz des einen und Neid in das des andern säen konnte, mißfiel mir ebenso wie die Unsauberkeit Basedows, seine Gourmanderie, seine beständigen Anpreisungen seines Weinlieferanten und sein Ausfall gegen die katholische Religion vor meinem Garten und meinen beiden kleinen Söhnen; kurz, ich habe in all dem so wenig Weisheit, so wenig Fühligkeit für die Interessen anderer gesehen — und dazu das alles begleitet bald von zärtlichen Mienen und Äußerungen, bald von hastigem Weintrinken — daß ich nicht dazu kommen konnte, sein Verdienst so lebhaft zu empfinden, wie ich hätte tun sotten. “
Franz, der früh starb (1791).
Kur-Triertscher Staatsminister. Vgl. Jacobis Auserles. Briefe I, S. 302.
Eine satirische Dichtung Mercks.
Der Roman von Fritz Jacobi.
Vgl. S. 149.
Vielgelesene Kunstschriststeller.
Vgl. S. 163.
Deren einer der Gönner Schillers war.
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Bäumer, G. (1919). Sophie de la Roche. In: Goethes Freundinnen. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15961-2_7
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