Zusammenfassung
Als im Jahre 1899 die Stiftsdame Ulrike von Levetzow auf dem Familiengute Trzibliß in Möhren starb, da war es, als nähme die Zeit nun den letzten Ton einer Melodie mit sich fort, die ein Jahrhundert erfüllt hat. Wie der Äther im Weltenraum die Strahlen eines Sternes noch weiter trögt, der längst erloschen ist, so trug die zarte Greisin die letzten Strahlen einer Liebe durch die Weite der Zeit, neben deren Krast und Unvergänglichkeit uns die Gefühle und Leiden-schaften anderer Menschen immer wieder erscheinen wie der Besitz eines Bettlers neben königlichen Schätzen. Als achtzehnjähriges Kind hat die Liebe des Vierundsiebzigjährigen sie in ihren Leidenschaftssturm gerissen. „Kein Mißbilligen, kein Schelten macht die Liebe tadelhast”, so hat Goethe sich selbst verteidigt, als ihn sein Gefühl für die junge Ulrike von Levetzow durchschüttelte.
Die Leidenschaft bringt Leiden! — Wer beschwichtigt
Beklommnes Herz, das allzuviel verloren?
Wo sind die Stunden, überschnell verflüchtigt?
Vergebens war das Schönste dir erkoren!
(Marienbader Glegie 1823.)
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Bäumer, G. (1919). Ulrike von Leveßow. In: Goethes Freundinnen. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15961-2_15
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-15961-2_15
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15390-0
Online ISBN: 978-3-663-15961-2
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