Zusammenfassung
... Weil nun in der Stadt Nürnberg bisher ziemlich viele dürftige, hausarme und notleidende Menschen gewesen sind, die zu ihrer und ihrer Verwandten leiblichen Ernährung unb Unterhaltung aus Not gedrungen worden sind, öffentlich auf den Straßen und an den Rirchen zu betteln und Almosen zu verlangen, was aber für unseren Glauben nicht wenig betrübend und gefährlich ist (denn was mag unter uns Christen Glaubloseres und Schändlicheres erfunden werden, als daß wir öffentlich dulden unb zusehen sollen, daß die, die mit uns in einem Glauben und einer einigen christlichen Gemeinschaft versammelt, uns in allen Dingen gleich und non Christo so kostbar und teuer erkauft, darum auch neben uns gleiche Glieder und Miterben Christi sind, Not, Armut, Mangel und Rummer leiden, ja öffentlich auf den Gassen und in den Häusem verschmachten sollen), so hat ein ehrbarer Rat der oben genannten Stadt Nürnberg solches alles wie billig zu Herzen gefaßt, dabei auch bedacht, daß sich bisher viele Bürger und andere auswärtige Personen unterstanden haben, das Almosen ohne rechte Not und Bedürfnis zu nehmen, ihr Handwerk ganz zu verlassen und sich allein mit Betteln zu behelfen, auch die eingenommenen Almosen mit Müßiggehen und anderer sündlicher Leichtfertigkeit zu verzehren, daneben auch ihre Rinder zum Betteln erziehen und dazu anweisen, daß sie ihre Jugend ohne Erlernung einer ehrbaren Kunstfertigkeit oder eines Handwerks allein mit Nichtstun zubringen, den Eltern das Erbettelte zutragen, und daneben Frost, Hunger und alle Entbehrung zu leiden, was zur Folge hatte, daß den armen dürftigen Personen, die sich gerne mit Ehren durchgebracht hätten, ihre Nahrung entzogen und den Unwürdigen gereicht wurbe, auch bei den Rindern, die ja im Bettel und Müßeiggehen aufgezogen waren, viel Schande, sträfliche Handlungen unb Leichtfertigkeit erwachsen ift.
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Seeberg, R. (1928). Eines Rats der Stadt Nürnberg Ordnung des großen Almosens Hausarmerleute. (1522.). In: Innere Mission und soziale Gedanken des evangelischen Christentums. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15919-3_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-15919-3_4
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15350-4
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