Luther: „Von der Freiheit eines Christenmenschen.“ (1520.)

Zusammenfassung

Nun wollen wir von mehr Werken sagen, die er (der Chistenmensch) gegen andere Menschen tut. Denn der Mensch lebt nicht allein in seinem Leibe, sondern auch unter anderen Menschen auf Erden. Darum kann er nicht ohne Werke sein gegen dieselben; er muß je mit ihnen zu reden und zu schaffen haben, wiewohl ihm derselben Werke keins not ist zur Frömmigkeit und Seligkeit. Darum soll seine Meinung in allen Werken frei und nur dahin gerichtet sein, daß er andern Leuten damit diene und nütze sei, nichts anderes sich vorbilde, denn was den anderen not ist. Das heißt dann ein wahrhaftig Christenleben, und da geht der Claude mit Lust und Liebe ins Werk, als St. Paulus lehrt die Galater (5,6). Dann zu den Philippern, da er sie gelehrt hatte, wie sie alle Gnade und Genüge hätten durch ihren Glauben an Christum, lehrt er sie weiter und sagt (Phil. 2, 1–3): „Ich vermahne euch allen Tostes, den ihr in Christo habt, und allen Trostes, den ihr habt von unserer Liebe zu euch, und aller Gemeinschaft, die ihr habt mit allen geistlichen frommen Christen, ihr wollt mein Herz vollkommen erfreuen, und das damit, daß ihr hinfort wollt eines Sinnes sein, einer gegen den anderen Liebe erzeigen, einer dem andern dienen und ein jeglicher acht haben, nicht auf sich noch das Seine, sondern auf den andern und was demselben not sei.”