Zusammenfassung
Die Frage, ob man durch einen Holzstab hindurchblasen kann, wird manchem, dem jede Kenntnis der Wunderwerke des Lebens fehlt, nicht paradox, sondern vielleicht sogar lächerlich erscheinen. Trotzdem ist sie zu bejahen. Man verschaffe sich ein recht langes „spanisches Rohr“, den holzigen Stamm der kletternden Rotangpalme (Calamus rotang) und schneide die beiden Enden mit einem scharfen Messer glatt ab. Dann krümme man diesen Stab und lasse ihn mit dem einen Ende in ein Gefäß mit Wasser tauchen, während man in das andere Ende mittele des Mundes Luft hineinbläst. Man sieht dann tatsächlich zahlreiche Luftblasen aus dem holzigen Stengel im Wasser hochsteigen. Dabei macht es gar keinen Unterschied, ob der Stab 1 m oder 5 m lang ist. Offenbar ist also ein Palmstamm von zahlreichen feinen Röhrchen — die Botaniker nennen sie „Gefäße“ oder „Tracheen“ — durchzogen, die man übrigens auch leicht auf dem Stengelquerschnitt als Poren bemerken kann. Beim toten, trockenen Stamm sind diese Gefäße ganz von Luft erfüllt, bei der lebenden Pflanze enthalten sie jedoch eine verdünnte Lösung von Nährsalzen, welche die Wurzeln aus dem Erdboden aufgenommen und in die Gefäße gepreßt haben. Da ferner fortwährend aus den Laubblättern Wasser verdunstet, das dann durch Nährsalzlösung der Gefäße erseztt wird, so steigt während der Vegetationszeit in den Gefäßen andauernd der „Saft“ von den Wurzeln zu den Blättern empor.
Eine Reihe weiteter interessanter Paradoxe aus dem Gebiete der Botanik bringt das Buch von Prof. Molisch: Populäre biologische Vorträge. Jena, Gustav Fischer, 1920.
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Schäffer, C. (1922). Botanische Paradoxe. In: Schäffer, C. (eds) Natur-Paradoxe. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15861-5_15
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Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
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