Zusammenfassung
Mit dem großen Namen des Ptolemaeus war auch für die Gelehrtenkreise des sinkenden Altertums der Kampf um die Astrologie im wesentlichen entschieden; dem imponierenden Eindruck eines so wohl überlegten Systems konnte sich nicht leicht jemand entziehen. Man kann keinen Philosophen, Astronomen, Historiker der Spätzeit lesen, ohne auf Schritt und Tritt den Spuren des Sternglaubens zu begegnen; auch in der Rednerschule war die Abhängigkeit alles menschlichen Tuns von den Gestirnen ein unerschöpfliches Thema für wirksame Antithesen. Vom Kaiser bis zum Zirkustroßknecht herab glaubt fast jeder an die Kunst der Chaldaeer, wie man die ebenso verrufene wie unentbehrliche Zunft nennt. Sie sind gewiß öfter, als wir nachweisen können, geradeso wie in der Renaissancezeit zugleich Magier gewesen; mancher brüstet sich mit der Zaubermacht, einen Sterngeist vom Himmel herabzuzwingen, der ihm in diesem und im künftigen Leben dienstbar sein müsse, und zahllose Amulette und Talismane aller Art mit den geheimen Charakteren der Sternenmächte sind im Umlauf. Der amtliche Kultus geht im Grunde den gleichen Weg: der Glaube an den unbesiegbaren Sonnengott und Lenker der Planeten, den Solinvictus, den Kaiser Aurelian nach der Einnahme von Palmyra (273) zum Reichsgott erhob, ist das letzte starke Wort, das die alte Religion zu sprechen hatte.
Wir leben alle vom Vergangenen. (Goethe.)
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Editor information
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1926 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Boll, F. (1926). Die Astrologie in Ost und West von der Entstehung des Christentums bis zur Gegenwart. In: Gundel, W. (eds) Sternglaube und Sterndeutung. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15810-3_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-15810-3_3
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15246-0
Online ISBN: 978-3-663-15810-3
eBook Packages: Springer Book Archive