Zusammenfassung
Wir knüpfen an frühere Erwägungen an, nicht freilich ohne damit Späteres vorwegzunehmen, indem wir auf die Frage „Rhythmus und Zeit“ zu sprechen kommen. — Das Erlebnis der Gestalt schließt als Erlebnis der Ganzheit den eigentümlichen Zeitwert in sich, der oben als „Überschaubarkeit“ der Gestalt bezeichnet wurde. Die „Momente“ der Gestalt, also das, was an ihr unterschieden werden muß, damit sie als Gestalt möglich sei, sind in dieser Überschaubarkeit des Ganzen, und nur in ihr, gleichzeitig; d. h. sie sind es nicht im Sinne eines zeitlich-physikalischen Maßwertes, falls es einen solchen nach der relativitätstheoretischen Kritik des Begriffs der Gleichzeitigkeit überhaupt noch gibt. Sie sind gleichzeitig, sofern damit die erlebnismäßige Verknüpfung verschiedener Zeitwerte in einem einzigen gemeint ist. So bedeutet hier Gleichzeitigkeit nicht einen punktuellen, sondern einen Streckenwert. Sie schließt das Erlebnis des Fortschreitens von einem Moment zum andern, also das Erlebnis des Geschehens, nicht aus, sondern geradezu ein. Sie bedeutet eben den auf das Erlebnis des zeitlichen Unterschiedenseins gerichteten erlebnismäßigen Zeitwert; die mit diesem Zeitwert gesetzte Bewußtheit einer Regel der Verknüpfung des einzelnen. Das Fortschreiten von einem Moment zum anderen vollzieht sich somit unter dem Gesichtspunkt des Ganzen und damit zum Ganzen hin, aufs Ganze, genauer: auf das Erleben des Ganzen, zu. Das eben meint die Wendung, die Ganzheit der Gestalt sei „produziert“. Jene erlebte Zeit nun als Erlebnis des Zeitlichen, diese Einheit von Bewegung und Beharrung im Erleben der Zeit, heißt als Bedingung möglichen Erlebens überhaupt „Präsenz“.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1926 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Hönigswald, R. (1926). IV. In: Vom Problem des Rhythmus. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15775-5_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-15775-5_5
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15212-5
Online ISBN: 978-3-663-15775-5
eBook Packages: Springer Book Archive