Zusammenfassung
Die Wirtschaft erscheint als das Gebiet des Materiellen. In ihren Erzeugnissen ist sie das unzweifelhaft, aber zur Hervorbringung dieser materiellen Güter ist Geist in irgendwelcher Form die unentbehrliche Voraussetzung. Selbst die primitivste Wirtschaft ist der Ausdruck eines vorhandenen geistigen Zustande. Der materialistischen Geschichtsanschauung, die im Wirtschaftsleben ein für sich bestehendes Gebiet erkennen wollte, ist längst mit gutem Recht entgegengehalten worden, daß hinter aller Wirtschaft der schaffende Mensch steht, der nicht mechanisch, nicht unter dem Zwang wirtschaftlicher Naturgesetze, sondern denkend und unter verschiedenen Möglichkeiten sich entscheidend seine Aufgabe löst. Wohl sind bestimmte Voraussetzungen der Natur gegeben, aber dem menschlichen Handeln bleibt ein breiter freier Spielraum, und das wirtschaftliche Geschehen ist zuletzt überall durch den Menschen bestimmt. Es wächst aus alter Überlieferung oder aus neuer Idee, aus Wagemut oder starrem Festhalten am Gewohnten, aus Fleiß oder Lässigkeit hervor. Aber da dieses Ideelle im Anfang der Kulturentwicklung und auch später oft in erster Linie aus nüchternem Erhaltungstrieb oder aus wohlberechnetem Erwerbssinn hervorgeht, so könnte man schließen, der Materialismus als Gesinnung sei doch das Treibende in allem Wirtschaftsleben. Der Idealismus scheint sein Reich erst zu beginnen, wo das Wirtschaftliche sich mit höheren Elementen verbindet: wo aus dem Gewerbe sich Kunstgewerbe, wo aus Handwerk sich Kunst entwickelt, überall also wo das Nützliche sich zum Schönen zu gestalten strebt oder wo Vorbilder geschaffen werden sollen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Hinweis
Alfred Giesecke, Wirtschaftsleben, Idealismus und Schule (Neue Jahrbb. für Pädagogik, Bd. 38, 1916, II. Abt., S. 500–503).
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1928 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Goetz, W. (1928). Wirtschaft und Idealismus. In: Wirtschaft und Idealismus. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15747-2_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-15747-2_1
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15184-5
Online ISBN: 978-3-663-15747-2
eBook Packages: Springer Book Archive