Zusammenfassung
Allgemein anerkannt, wenn auch nicht ganz unbestritten, ist die Auffassung von der „Doppelnatur“ der Genossenschaft1). Sie tritt uns einerseits als Personenvereinigung, als „Gruppe“ im soziologischen Sinne, entgegen, deren Mitglieder unabhängig von der kapitalmäßigen Beteiligung gleichberechtigt an der Willensbildung des Zusammenschlusses mitwirken können; zum anderen ist die Genossenschaft eine wirtschaftliche Institution, nämlich ein von den Mitgliedern gemeinschaftlich getragener Betrieb, der als Organ der Mitgliederwirtschaften in deren Auftrag bestimmte Leistungen vom Markt beschafft oder am Markt verwertet2) und dadurch die Mitgliederwirtschaften bei der Erstellung ihrer eigenen Betriebsleistungen fördert. Der Genossenschaftsbetrieb wird daher von Reinhold Henzler als „fördernde Betriebswirtschaft“ charakterisiert, dessen „Grundauftrag“ nach seiner Auffassung darin besteht, „unter den jeweils gegebenen Umständen, vor allem in Anpassung an die bestehende Marktlage, stets so zu handeln, wie es auf die Dauer allen Mitgliedern und ihren Wirtschaften am besten zum Nutzen gereicht3)“. Wenn dieser genossenschaftliche Grundauftrag von Henzler geradezu als tragendes Element der Genossenschaft aufgefaßt wird, so ist mit seiner sehr weit gefaßten Inhaltsbestimmung gleichzeitig zum Ausdruck gebracht, daß der organwirtschaftliche Charakter des Genossenschaftsbetriebes nicht so eng auszulegen ist, daß dieser stets nur Einzelaufträge seiner Mitglieder auszuführen hat, ohne selbst Initiative entwickeln und von sich aus tätig werden zu können.
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Literatur
Sie wird vertreten z. B, von G. Draheim, Die Genossenschaft als Unternehmungstyp, 1. Aufl., Göttingen 1952, 2. unveränderte Aufl., Göttingen 1955; R. Henzler, Die Genossenschaft, eine fördernde Betriebswirtschaft, Essen 1957. — Bestritten wird die Auffassung von H. Ohm, Zur Typologie der Unternehmung. Kritische Bemerkungen zu der Neuerscheinung von G. Draheim: Die Genossenschaft als Unternehmungstyp, in: Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen, Band 4/1954, S. 125 ff.
Zur Entstehungsgeschichte der Edeka Genossenschaften sei verwiesen auf: P. König, Genossenschaftliches Wirken für den Einzelhandel, in: Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen, Band 5/1955, S. 338 ff., hier S.340 f.; Edeka 1907–1957, Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des Edekaverbandes und der Edekazentrale, Hamburg 1957, S. 10 ff.
Th. Sonnemann, Die Genossenschaften in der modernen Industriegesellschaft, in: Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen, Band 16/1966, S. 226 ff., hier S. 227.
Bei der „Herausbildung des genossenschaftlichen Verbundes... handelt es sich um die freiwillige und planmäßige Verbindung von Mitgliederbetrieben, einzelgenossenschaftlichen und zentralgenossenschaftlichen Betrieben, die, um die Förderung der Mitglieder der Einzelgenossenschaften zu steigern, funktional zusammenarbeiten sollen“. R. Henzler, Der Genossenschaftsverbund und die Verbundführung, in: Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen, Band 14/1964, S. 433 ff., hier S. 440.
Der Verfasser hat sich bereits in einer früheren Arbeit mit der Untersuchung der Möglichkeiten zur Intensivierung der Mitgliederbeziehungen in den Genossenschaften befaßt D. Lilienthal, Die Beziehungen zwischen den Genossenschaften und ihren Mitgliedern, Dissertation Hamburg 1956. Ferner sei verwiesen auf eine neuere Untersuchung von E. B. Blümke, Wachstum und Willensbildung der Primärgenossenschaften, in: Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen, Band 14/1964, S. 453 ff. Siehe Becker, a. a. O., S. 102 f. und S. 106 ff.
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Lilienthal, D. (1967). Strukturwandlungen der Edeka Genossenschaften unter dem Einfluß von Marktveränderungen. In: Alewell, K. (eds) Betriebswirtschaftliche Strukturfragen. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14824-1_18
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-14824-1_18
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