Zusammenfassung
Statt „Wie geht es Ihnen?“ fragen jetzt sehr oft Menschen bei der Begrüßung: „Was steht heute in Ihrem Horoskop?“ Viele Zeitungen und Zeitschriften haben sich einen Horoskopteil angegliedert, um die Sterndeutungswünsche ihrer Leser zu befriedigen. Beinahe könnte man von einer Horoskop-Seuche sprechen. Worauf ist nun dieser „Horoskopismus“ zurückzuführen? Alle Menschen sind von einer gewissen Furcht vor dem Kommenden erfüllt. Wie empfänglich ist doch heute der nervöse Mensch dafür, wenn ihm jemand sagt, was in naher Zukunft oder gar am heutigen Tage geschehen wird. Er schöpft Vertrauen, wenn sein Horoskop günstig ist, und er wagt keinen Schritt zuviel, wenn sein Sternbild ungünstig steht. Oder liegen hier auch Anzeichen für eine Vermassung vor? Soll die Persönlichkeit nichts mehr gelten? Soll alles im Leben nach dem Sternengesetz vor sich gehen? Wir können und wollen nicht daran glauben, denn dann wären menschliches Streben, Arbeit und überhaupt das Leben sinnlos. Wer vorwärtskommen will, sollte nicht jeden Augenblick verängstigt auf sein Horoskop schauen, sondern sich mit Selbstvertrauen an das Wort Piccolominis, des großen Gegenspielers von Wallenstein, erinnern, der ausruft: „In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne!“
Da tut es not, die Saatzeit zu erkunden, Die rechte Sternenstunde auszulesen, Des Himmels Häuser forschend zu durchspüren, Ob nicht derFeinddes Wachsens und Gedeihens In seinen Ecken schadend sich verberge. Schiller (Wallenstein)
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Sellien, R. (1955). Das Horoskop. In: Kaufmanns-Brevier. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14766-4_7
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