Zusammenfassung
Der systematische Zusammenhang zwischen Politik und Subjekt ist in der Tradition der politischen Theorien älter und bekannter als man denken könnte. Im achten Buch der Politeia fragt Platon nach den verschiedenen Arten, eine Stadt, eine Polis zu regieren. Er stellt die Frage nach der richtigen Regierungsweise in der Form einer Untersuchung der „Seele“ der Bürger und der verschiedenen „Arten von menschlichen Charakteren“, die den äußeren „Verfassungen“ entsprechen müssen (Platon 1991: 544d, vgl. Strong 1992). Es gibt also schon für Platon eine analysierbare Analogie zwischen zwei Arten von Ordnung, zwischen politischer Verfassung und der Verfasstheit des Selbst, ohne dass er den spezifisch modernen Begriff des Subjekts verwenden würde. Diese Fragestellung steht auch in neueren politisch-theoretischen und humanwissenschaftlichen Diskussionen im Zentrum, denen zufolge die Frage nach der Politik immer auch eine Frage nach ihrem Subjekt ist. Diese Kontroversen wurden vor allem durch die postmoderne Subjektkritik und die These vom „Tod des Subjekts“ provoziert, der zufolge es diesen stabilen Bezugspunkt ohne weiteres nicht (mehr) gibt.
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Literatur
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Saar, M. (2004). Subjekt. In: Göhler, G., Iser, M., Kerner, I. (eds) Politische Theorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14670-4_20
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