Zusammenfassung
„L’étranger tel qu’on le voit“ — so der Titel eines Kapitels in der äußerst kurz gefaßten, aber womöglich gerade deswegen besonders gerne verwendeten Einführung La Littérature comparée von Marius-François Guyard (Paris 1961). Die in der vergleichenden Literaturbetrachtung bis dahin sehr häufig erörterte Frage, wie die einzelnen Reisenden fremde Länder und Völker, ihre Institutionen und Sitten, natürlich auch ihre Städte, gesehen und erlebt haben, wird nun in diesem Kapitel nach Ländern systematisiert und zu Synthesen zusammengefaßt. Es überrascht, wie wenig solche bildhaften Darstellungen (images) zumeist den objektiven Gegebenheiten entsprechen, wahrscheinlich auch gar nicht von einer solchen Absicht getragen waren, so daß es sich vorwiegend um mirages, um Scheinbilder handelt, um verschönerte oder um verzerrte Wahrnehmungen. In beiden Fällen, ob Verschönerungen oder Verzerrungen, sind diese bekanntlich sehr häufig zu Klischees geworden, die als Stereotypen auch außerhalb der Literatur sehr nachhaltig zu wirken vermögen, wobei sich Verzerrungen zumeist als Auswüchse engstirniger begrenzter Einstellungen, als Ressentiments, oder aus einem Überlegenheitsgefühl ableiten lassen, während sich bei Verschönerungen und Idealisierungen sehr oft der wohlbekannte Hinweis „Cherchez la femme“ als Erklärung anbietet.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Marius-François Guyard: La Littérature comparée. Paris 1961. S.115.
Anne Louise Germaine de Staël-Holstein: Über Deutschland. Frankfurt 1985. S.107.
Bernhard Schulz: Berlin um 1900. In: Die Zeit (1984). Nr.40.
Viktor Sklovskij: Sobranie socinenij. I. S. 205.
Germaine de Staël-Holstein: Über Deutschland (Anm. 2). S.108.
Ebd. S. 64.
Ebd. S. 108.
Otto Friedrich: Weltstadt Berlin. Größe und Untergang 1918–1938. S. 9.
Dieter Hildebrandt: Vor Gott ist jeder ein Berliner. Berlin A bis Z. Enzyklopädische Randbemerkungen. In: Die Zeit (1982) Nr. 25.
Aras Ören: Was will Naiyza in der Naunynstraße. Ein Poem. Aus dem Türkischen von H. Achmed von Schmiede und Johannes Schenk. Berlin 1973.
Aras Ören: 2x Heimat, 2x Fremde. In: Die Zeit (1986) Nr. 24.
Viktor Sklovskij: Zoo oder Briefe nicht über Liebe. 1965. S.205.
Thomas Wolfe: Es führt kein Weg zurück. 1968. S. 78–88.
Ebd. S. 89–92.
Hellmut Foerster: Die Rolle Berlins im europäischen Geistesleben. 1968. S. 135.
Nachdem ich diese Ausführungen schon zur Drucklegung übergeben hatte, erschienen das Buch: Russen in Berlin. Literatur, Malerei, Theater, Film, 1918–1933. Hrsg. von Fritz Mierau, Berlin 1987; die Arbeit von Claudia Scandura: Das “russische Berlin” 19211924. In: Slawistik 5 (1987), S. 754–762; der Artikel von Felix Philipp Ingold: Das “russische Berlin”. Eine Skizze anhand von Texten und Dokumenten aus den zwanziger Jahren. In: Neue Züricher Zeitung. 28. Oktober 1988, sowie der Sammelband: Russian Berlin, hrsg. von L. Fleishman, R. Hughes, O. Raevksy-Hughes. Paris 1983. Das von mir hier in russischer Sprache zitierte Buch von Andrej Belyj erschien 1987 in deutscher Übersetzung: Im Reich der Schatten. Berlin 1921 bis 1923, mit einem Essay von Karl Schlägel (S.d. Felix Philipp Ingold: Ein Russe in Berlin. Im Reich der Schatten. Andrej Belyjs Erinnerungsbuch. In: Die Zeit (1987). Nr. 37.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1992 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Konstantinović, Z. (1992). Fremde in der Stadt. In: Siebenhaar, K. (eds) Das poetische Berlin. DUV: Literaturwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14654-4_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-14654-4_1
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-4067-2
Online ISBN: 978-3-663-14654-4
eBook Packages: Springer Book Archive