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Der Held als Schelm

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Doppelgänger seiner selbst

Part of the book series: DUV Sprachwissenschaft ((DUVSWISS))

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Zusammenfassung

Das der “Insel des zweiten Gesichts” am häufigsten angeheftete Etikett ist das des Schelmenromans. Die bedingungslose Zuordnung begann, als die ersten Rezensenten die Apostrophierungen des Diederichs Verlags auf dem Schutzumschlag der Erstausgabe willig aufgriffen. Schon in den Überschriften ihrer Besprechungen des als “Schelmenstück” angekündigten Buches wiesen sie potentiellen Lesern den gattungsorientierenden Weg. “Vigoleis, Schelm und Zyniker”1, hieß es da, “Ein Schelm sieht seine Zeit”2 oder “Just vor Jahresende tritt ein Schelm auf”3. Viele der späteren Rezensenten übernahmen das Diktum ungeprüft, und so nahm die anfängliche Behauptung schnell den Charakter einer unverrückbaren Tatsache an. Nach den Kritikern waren es die wissenschaftlichen Autoren, die, in der Nachkriegsliteratur eine Renaissance des Schelmenromans konstatierend, Thelens “Insel” in ihre Überlegungen einbezogen.4 Es ist deshalb kaum verwunderlich, daß auch Jürgen Jacobs Thelens erstes Erinnerungswerk noch 1983 ohne Vorbehalte der pikaresken Tradition zuordnet.5

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Referenzen

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Pütz, J. (1990). Der Held als Schelm. In: Doppelgänger seiner selbst. DUV Sprachwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14629-2_9

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