Zusammenfassung
Was ist ein “Bänkling” (I 75), ein “Schnirrbrater” (I 142), ein “Wichtelpfiff” (B 11), ein “Storger” (G 67), eine “Küpe” (I 447), eine “Haute” (I 390), ein “Gauch” (I 18, B 29), was bedeutet “vertäuen” (I 17), und was ist eine “Fraubaserei” (I 590)? Die Liste derjenigen Wörter in Thelens Werken, die der zeitgenössische Leser nicht im ersten Zugriff erschließen kann, ließe sich fortsetzen; es handelt sich keineswegs um Einzelbeispiele, denen an entlegener Stelle nachgespürt werden müßte. In den Erinnerungswerken, der Parabel “Glis-Glis” und den Gedichtbänden finden sich geschätzte eintausend solcher Wörter.
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Referenzen
Siehe “Einige Worterklärungen” in: Albert Vigoleis Thelen, Der Tragelaph. Düsseldorf, Köln 1955, unpaginiert im Anschluß an S. 43.
Handschriftlicher Vermerk Thelens in einem Widmungsexemplar des “Tragelaph”.
Vgl. hierzu Eberhard Knobloch, Die Wortwahl in der archaisierenden chronikalischen Erzählung. Meinhold, Raabe, Storm, Wille, Kolbenheyer. Göppingen 1971 und Ingrid Leitner, Sprachliche Archaisierung. Historisch-typologische Untersuchung zur deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Frankfurt/M. 1978.
Wilhelm Raabe, Des Reiches Krone. In: Sämtliche Werke. Im Auftrag der Braunschweigischen wissenschaftlichen Gesellschaft hrsg. von Karl Hoppe. Göttingen 1963, Bd. IX, 2, S. 327.
Albert Vigoleis Thelen & Emil Bert Hartwig, Gedichte & Holzschnitte. Aldus-Presse Reicheneck 1985. Siehe auch oben S. 49 f.
Albert Vigoleis Thelen & Emil Bert Hartwig, Gedichte & Holzschnitte, 1985, S. 14.
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Leipzig 1852 ff., Bd. II, Sp. 1343. Im folgenden zitiert als DW.
Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in sechs Bänden. Mannheim 1976–1981. Im folgenden zitiert als D.
Johann Karl August Musäus, Volksmärchen der Deutschen, Berlin o.J., S. 127.
Außer D und DW wurden folgende Wörterbücher konsultiert: — Johann Christoph Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. 4 Thle. 2. Ausg. Leipzig 1793–1801. Im folgenden zitiert als A. — Joachim Heinrich Campe, Wörterbuch der deutschen Sprache. 5 Thle. Braunschweig 1807–1811. Im folgenden zitiert als C. — Daniel Sanders, Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. 3 Bde. Leipzig 1876. Im folgenden zitiert als S.
Da sich Thelen, wie die Klassifizierung erweisen wird, der Archaismen in der Regel in ihrer historischen Form bedient, liegt die Vermutung nahe, daß Älterahn die authentische Lesart ist. Alterahn könnte durch einen Setzfehler in den bibliophilen Band gelangt sein.
Vgl. auch Thelens Gedicht “Novae”: “Ziehest die geweisten Wege/Unter Zeichen immerdar./Keiner der im Geistgehege/ Nicht schon vor den Zeiten war.” (G 108)
Zum Begriff Sonderwortschatz siehe die Definition bei Edgar Radtke, Sonderwortschatz und Sprachschichtung. Tübingen 1981, S. 12: “Sonderwortschatz ist diejenige lexikalische Realisierung, die einerseits die soziale Rolle des Sprechers, andererseits bestimmte individuell oder gesellschaftlich bedingte Haltungen gegenüber Sachbereichen und -verhalten durch ein spezifisches rhetorisches Instrumentarium ausdrückt.”
Vgl. die Definition von Ingrid Leitner, Sprachliche Archaisierung, 1981, S. 12.
Zum Begriff des verschollenen Sprachgutes vgl. Wilhelm Wackernagel, Poetik, Rhetorik und Stilistik. Halle 1873, S. 329 ff.
Vgl. Eberhard Knoblauch, Die Wortwahl in der archaisierenden chronikalischen Erzählung, 1873, S. 13.
Vgl. Wolfgang Fleischer, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. 4. Aufl. Tübingen 1975, S. 14 und Hadumod Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart 1983, S.346.
Siehe Jürgen Pütz, Vergessene Weltliteratur. In: Die horen 1984, H. 2, S. 12: “[...], Und da sagen die Leute: ‘Was ist das nun wieder, ’ Die geweiste Flucht?” Ich gehe meinen geweisten Weg. Ich gehe den Weg, der mir geweist, oder, Sie würden sagen, der mir gewiesen ist. Aber ich liebe nun mal die etwas altertümelnde Sprache und so brauche ich das Wort ’geweist’.
Vgl. auch B 164: “[...] daß ich ein Waisenkind bin, ein ’armer Idiot’ — ’coitado’, würde ein portugiesischer noch hinzusetzen, das Allerweltswort des Bedauerns für Lebende und Tote, das ich in der deutschen Sprache so sehr vermisse [...].”
Eine numerische Untersuchung des Thelenschen Wortschatzes, die mit entsprechenden Studien über andere Autoren zu vergleichen wäre, könnte zu interessanten Ergebnissen führen.
Viktor Sklovskij, Kunst als Kunstgriff. In: Verfremdung in der Literatur. Hrsg. von Hermann Helmers. Darmstadt 1984, S. 77.
Bertolt Brecht, Über experimentelles Theater. In: B.B., Gesammelte Werke. Frankfurt/M. 1967, Bd. 15, S. 301.
Walter Hinck, Versuche in einer offenen Schreibweise. Zu den “Feldern” und den “Rändern” von Jürgen Becker. In: Akzente 1970, H. 3, S. 212.
Unveröffentlichte Briefe Thelens, Nr. 3, im Anhang S. 256.
Gemeint ist der Züricher Verleger Rascher, der 1938 und 1949 zwei der Thelenschen Übersetzungen aus dem Portugiesischen, “Paulus. Der Dichter Gottes” und “Das dunkle Wort”, verlegte.
Teixeira de Pascoaes, Paulus. Der Dichter Gottes. Zürich 1938, in der Übersetzung von Thelen. Die Hervorhebung ist authentisch.
Brief an Barbara Jud vom 20.3.1952. (Deutsches Literaturarchiv Marbach a.N.)
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Pütz, J. (1990). Thelens Sprache. In: Doppelgänger seiner selbst. DUV Sprachwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14629-2_7
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