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Texte im Diskurs: Eine gegenkulturelle Leserbriefdebatte

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Gegenkulturelle Schreibweisen über Sexualität

Part of the book series: DUV Sozialwissenschaft ((DUVSW))

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Zusammenfassung

Nachdem im vorangegangenen Abschnitt einige charakteristische Aspekte gegenkultureller Schreibweise herausgearbeitet wurden, werde ich mich in diesem Kapitel mit einer Leserbriefdebatte befassen, die in den Monaten September bis November 1980 in der TAZ geführt wurde. Das hat eine Erweiterung des Analysespektrums zur Folge. Während ich mich zuvor im wesentlichen mit Aspekten der Struktur und der Schreibweise von Leserbriefen befaßt habe, also den kommunikativen Aspekt der Beziehung von Leserbriefen zum Bezugsartikel zwar kategorial berücksichtigt — Leserbriefe als supplementäre Texte [<35], aber nicht ausgeführt habe, wird mit der Veränderung des Gegenstandes nun auch dieser Gesichtspunkt einzubeziehen sein. Man könnte die Perspektivenverschiebung in der Untersuchung auch als einen Prozeß der abnehmenden Abstraktion darstellen: Wurden im Kapitel 2 Leserbriefe als Texte strukturell beschrieben, so erweiterte Kapitel 3 den Zugriff auf den Zusammenhang von gesellschaftlicher und sprachlicher Praxis; in diesem Kapitel schließlich wird es um eine Leserbriefdebatte in der TAZ gehen, eine Zeitung, die Teil der gegenkulturellen Öffentlichkeit ist. Mit dieser Wahl wird auch eine präzisere Behandlung des Themas der Debatte erforderlich: Es wird zu zeigen sein, in welcher Weise die hier behandelten Texte auf die gesellschaftliche Praxis verweisen und diese organisieren.

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Literatur

  1. Bucher (1986: 161–166) hat sich mit einer aus acht Texten bestehenden Leserbriefdebatte befaßt. Wegen dieses geringen Umfangs werde ich seine Ausführungen nur am Rande berücksichtigen.

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  2. Ich orientiere mich i.f. an den Ansätzen historischer Diskursanalyse; eine Abgrenzung von anderen diskursanalytischen Traditionen habe ich in Vogt 1987a vorgenommen.

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  3. Foucault spricht in diesem Zusammenhang von der “Transkription einer Aussage” (1969:147). Da jedoch die Bezeichnung Transkription in der Sprachwissenschaft im Sinne von ‘die Umsetzung von Gesprochenem in das Medium der Schrift’ wohl eingeführt ist, ziehe ich es vor, von der “Materialisierung seriöser Sprechakte” zu sprechen.

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  4. An diesem Punkt der Entwicklung des Diskurs-Begriffs entferne ich mich von Foucault, der für seine Diskursanalysen einen “fröhlichen Positivismus” beansprucht, den er aber faktisch gar nicht durchzuhalten imstande ist. Für eine Sprachanalyse ist jedoch sein Instrumentarium zu grob, so daß es hier verfeinert werden muß. Bei der beabsichtigten Analyse kann es nicht darum gehen, “positivistisch” die sprachlichen Formen zu beschreiben, sondern es geht um ihr Verhältnis zu den durch sie ausgedrückten Diskurspositionen.

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  5. Diese Unterscheidung werde ich in Teil 4.4 präzisieren. Cf. zu diesem Zusammenhang auch Link 1982, der diese Terminologie vorgeschlagen hat.

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  6. Das Intertextualiätskonzept ist vorwiegend in literaturwissenschaftlichen Arbeiten entwickelt worden. Für eine Bestimmung von Ebenen des Begriffs: cf. Lachmann 1984.

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  7. Die Bestimmung einer konkreten gegenkulturellen Sexualmoral, die sich von der hegemonial-kulturellen abhebt, dürfte recht schwierig sein. Mir geht es in diesem Zusammenhang um die Verbindung von sexuellen und politischen Postulaten, exemplarisch zusammengefaßt im Topos von der “Befreiung”, die sich sowohl auch das Politische als auch das Sexuelle bezog (cf. Abschnitt 4.4.4).

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  8. Für die linguistische Analyse kann eine Unterscheidung von wichtigen und unwichtigen Ereignissen (wie etwa von der kultuRRevolution 1986: 71 vorgeschlagen) nicht akzeptiert werden: Grundsätzlich kann jede Ausdrucksform von Sprachpraxis in Hinblick auf ihre Einbindung in Diskurse untersucht werden.

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  9. Schon die Wahl des Pseudonyms “Gernot Gailer” verweist auf den sexuellen Gehalt des Textes: Gernot in der Bedeutung von ‘Speerschwinger’ (ahd. gen ‘Speer’ und huôtôm ‘schwingen’), Gailer als homophoner Ausdruck des Komparativs von geil im Sinne von ‘gierig nach geschlechtlicher Befriedigung’.

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  10. Diese Deutung wird zumindest in der TAZ-Veröffentlichung nahegelegt. Die in der Zeitschrift “Ästhetik und Kommunikation” abgedruckte längere Fassung zeigt jedoch, daß an dieser Stelle seitens der TAZ-Redaktion eine grob sinnentstellende Kürzung vorgenommen wurde (cf. Abschnitt 4.4.4).

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  11. Zur Problematisierung des Begriffs auch im Zusammenhang sprachwissenschaftlicher Interessen: cf. Januschek/Vogt 1986: 4f.

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  12. Diese Begrifflichkeit wählt Bucher 1986, ohne aber deren Implikationen zu reflektieren (150).

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  13. Diese Kategorien habe ich bei meiner ersten Auseinandersetzung mit diesem Material verwendet; cf. Vogt 1985:215.

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  14. Die “Sommeruniversität” wurde m.W. zu Beginn der 80er Jahre jeweils Ende September/ Anfang Oktober in Berlin als Veranstaltungsangebot von Frauen für Frauen durchgeführt; auch die Themen waren geschlechtsspezifisch ausgewählt.

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  15. Eine bzw. ein Sanyassin gehört zur Sekte des Inders Bhagwan.

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  16. Hier handelt es sich um eine Anspielung auf das Versandhaus “Beate Uhse”, das sich auf den Vertrieb von Waren spezialisiert hatte, die im weiteren Sinne mit Sexualität zu tun haben.

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  17. Enrico Morricone ist ein italienischer Komponist, der u.a. die Filmmusik zum berühmten Western “Spiel mir das Lied vom Tod” geschrieben hat.

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  18. Im folgenden greife ich auf zwei konflikttheoretische Ansätze (Dahrendorf und Rapaport) zurück, weil sie hinsichtlich des Materials am geeignetsten erscheinen. Eine Sichtung auch neuerer Literatur ergab keine neuen Aspekte (cf. Schellenberg 1982). Auch die linguistische Analyse von Konflikten half nicht weiter, da hier nur verbale Interaktion untersucht wird (cf. Schank/Schwitalla 1987).

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  19. Normative Konflikte können letztlich nur formal entschieden werden, etwa durch Entscheidungen der Legislative. Ein Konsens über die Sexualität betreffenden Normierungen erscheint mir nicht herstellbar zu sein.

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  20. Die anderen von Rapaport vorgeschlagenen Klassifikationskriterien wie “Konkurrenz” vs. “Kooperation”, “Symmetrie” vs. “Asymmetrie” und “sachbezogen” vs. “strukturbezogen” werde ich hier nicht berücksichtigen (1974: 214–222).

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  21. Mittlerweile hat sich eine standardisierte Gestaltung der Seite durchgesetzt. Es gibt einen festen Titel (Briefe von Leserinnen und Lesern) und einen Satz — linksbündig, kein Blocksatz, der sich deutlich von den anderen Seiten in der TAZ abhebt.

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  22. Die Angaben in Klammern sind die Vergleichswerte für das TAZ-Teilkorpus I.

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  23. Tabelle 9 enthält die folgenden Abkürzungen: Erg: Ergänzung, Korn-: negative Kommentierung, Kom +: positive Kommentierung, LB: Leserbrief, m: männlich, Sex: Geschlecht des/der Unterzeichnenden, w: weiblich.

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  24. Diese Deutung wird durch die empirische Untersuchung links-alternativer Projekte durch Kreutz/Fröhlich 1985 bestätigt. In dieser Langzeituntersuchung wird die Tendenz erkennbar, daß in Hinblick auf das Ziel “Aufhebung der Arbeitsteilung” in den Projekten eine Ernüchterung festzustellen sei. Sie resümieren: “Die Bewährung in der gegebenen Umwelt hat somit ihren Preis: Arbeitsteilung in den Projekten läßt sich ebensowenig umgehen wie die zunehmende Spezialisierung auf bestimmte Tätigkeitsbereiche. Beide Tendenzen sind durch stark selektive Überlebenschancen de facto mehr oder weniger erzwungen.” (1985: 560)

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  25. Bei Verweisen auf eine Gliederung des Gailer-Artikels beziehe ich mich auf die in 4.2.1 vorgeschlagene Einteilung.

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  26. Ich habe hier auf die Behandlung von Pornographie in einem sexualwissenschaftlichen Buch zurückgegriffen; literaturwissenschaftliche Fachwörterbücher konzentrieren sich auf Abgrenzungsprobleme und rechtliche Aspekte und können keine umsetzbaren Kriterien für eine Klassifizierung vorlegen (cf. v. Wilpert 1979: 618), während Schmidt (1986) auch inhaltlich ausgewiesene Merkmale benennt. Für eine Auseinandersetzung mit einer “Sprache” der Alltags-Pornographie: cf. Bohne 1985.

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  27. Eine Peepshow ist eine Einrichtung, in der sich Frauen (und Männer) auf eine sexuell stimulierende Weise zur Schau stellen; sie können durch das Guckfenster einer Kabine gegen Geldeinwurf betrachtet werden.

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  28. Die Einschwärzung des Raums vor dem in Klammern erscheinenden Pseudonym läßt die Vermutung zu, daß hier vorher der Name des Autors stand: Daraus ergibt sich die Hypothese einer persönlichen Bekanntschaft der Schreiberin mit Gailer; diese Idee wird aber nicht weiter verfolgt.

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  29. Die Ziffern links verweisen auf die Teile des Bezugsartikels, die Ziffern nach den Belegen geben deren Anzahl an.

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  30. Auf einen weiteren Beleg in Teil 4 — es geht um die Entlarvung des Liedermachers Biermann als Chauvinisten durch die Frauenbewegung — werde ich nicht weiter eingehen.

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  31. Zu dieser Konzeption von Sexualität, wie sie auch in der Psychoanalyse vertreten wird, cf. Schorsch 1980.

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  32. Diese Bezeichnungen gehen zurück auf einen am 28.7.1980 in der TAZ veröffentlichten Artikel mit dem Titel “Das Märchen von den Graumäusen & den Paradiesvögeln. Eine wahre Begebenheit aus dem Norden Berlins”, in dem die Spannungen innerhalb der TAZ allegorisch beschrieben werden.

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  33. Die Ziffern links beziehen sich auf die Einteilung des Bezugsartikels (cf. 4.2.1), während die kursiv gedruckten Ziffern eine Numerierung der Kürzungen darstellen.

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  34. Zum Begriff des Rahmens cf. Goffman 1974.

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  35. Ein vorgerastertes Herangehen an Texte, etwa im Sinne des Expansionsmodells von La-bov/Fanshel 1977, soll vermieden werden, da ein schematisches Vorgehen viele Wiederholungen auch in der Darstellung enthalten würde. Ich erhoffe mir von dem hier vorgeschlagenen Vorgehen auch eine bessere Lesbarkeit.

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  36. Zum Terminus: Cf. Behrend et al. 1982 und Kiderlen 1983. Macker bezeichnet zwar umgangssprachlich ‘Kumpel, Kamerad’, wird aber in der Frauenbewegung pejorativ gebraucht im Sinne von ‘Mann, der ausgeprägte männliche und damit frauenfeindliche Verhaltensweisen zeigt’.

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  37. Der 4. und 5. Schritt der Analyse Fiehlers (1985: 211) findet im Zusammenhang verschrifteter Emotion keine Beachtung, da es hierbei nur um die Bestimmung des Stellenwertes von Emotionen in der Interaktion geht.

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  38. Eine Variante dieses Formulierungsmusters liegt in der Unterstellung, daß auch Frauen Gewaltphantasien hätten. In (ll:48) wird dieser Aspekt ausführlich behandelt.

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  39. Im Herbst 1987 forderte die feministische Zeitschrift “Emma”, auch zivilrechtlich die Möglichkeiten der Produktion und Verbreitung von Pornographie zu beschränken (cf. Greiner 1987).

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  40. Diesen Aspekt hat auch Maas 1976:141 in seiner Auseinandersetzung mit den Griceschen Kooperationsmaximen behandelt.

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Vogt, R. (1989). Texte im Diskurs: Eine gegenkulturelle Leserbriefdebatte. In: Gegenkulturelle Schreibweisen über Sexualität. DUV Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14618-6_4

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