Zusammenfassung
Nachdem die habituelle Mediennutzung zur Erklärung der jeweiligen Verläufe der Wissensentwicklungen nur recht wenig hat beitragen können, liegt es nahe, den vermuteten Einfluß von Zeitungen, Zeitschriften und dem Fernsehen über die Nutzung spezifischer Inhalte so genau wie möglich zu erfassen. In diesem Kapitel geht es mithin um die Frage, ob der Wahlkampf durch direkte Kontakte mit den Wählern oder indirekt durch die Medienberichterstattung zur Verbesserung des politischen Wissens der Befragten beiträgt und ob die Bildungsschichten davon in unterschiedlicher Weise profitieren. Eine unmittelbare Zuordnung der Inhalte der Medienberichterstattung, die die Befragten gelesen oder gesehen haben, ist mir zwar nicht möglich (s.o., Kap. 7), die Fragen nach der Erinnerung an bestimmte Inhalte könnten aber dennoch die Erklärungskraft der Medien gegenüber den bisher benutzten Variablen der habituellen Nutzung verbessern.
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Referenzen
Der genaue Wortlaut der Fragen und die Antwortvorgaben befinden sich in Anhang 2.
Der Einfluß der Fallzahlen bzw. der Verteilung der Werte wurde zudem jeweils geprüft. Auf die Ergebnisse dieser Prüfung werde ich bei der Interpretation der einzelnen Effekte näher eingehen.
Die Nutzung spezifischer Medienangebote für die Wahlkampfberichterstattung war nur in der Nachwahlbefragung retrospektiv gemessen worden.
Deshalb ist eine der Voraussetzungen für eine multiple Regression, daß die Zahl der Untersuchungsobjekte größer sein muß als die Zahl der Regressoren (s.o., Kap. 10.1).
Das Problem betrifft nicht nur die Regressionsanalyse, sondern auch alle anderen Arten von Korrelationstechniken. Je schmaler die Datenbasis ist, desto unsicherer werden die Schlußfolgerungen.
Als „genügend große Fallzahl“ wird in der angewandten Statistik im allgemeinen eine Zahl größer oder gleich 30 angesehen (SAHNER, 1982: 53).
Eine ähnliche Frage wurde dem Kommunalwahlpanel nicht gestellt, so daß hierfür keine Vergleiche möglich sind.
Eine zu schiefe Verteilung fällt als technische Erklärung dieser überraschenden Ergebnisse aus: Der Anteil der Befragten, die Anzeigen gelesen (Europawahl 1979, Kommunalwahl 1984) bzw. die Berichterstattung in der Lokalzeitung verfolgt hatten (Europawahl 1984), beträgt 31, 22 und nochmals 22 Prozent.
In zwei Fällen muß diese Aussage mit einer kleinen Einschränkung versehen werden: Beim Strukturwissen bei der ersten Europawahl im Wahlkampf und beim Faktenwissen bei der zweiten Europawahl über den Wahltag hinweg unterschreiten die Koeffizienten erst bei der reduzierten Lösung die übliche Signifikanzschwelle. Da die Werte sich aber nur geringfügig ändern, halte ich diese kleine Ungenauigkeit für vertretbar.
Analysen mit den unrecodierten Skalen, d.h. mit der Summierung der jeweils ganz gesehenen Sendungen führen allerdings zu sehr ähnlichen Ergebnissen, die Dichotomisierung beeinflußt demnach die Analysen nicht.
Dabei ist allerdings auch zu berücksichtigen, daß die Wahlwerbung in den USA durch den Kauf von Werbezeiten inmitten der üblichen Markenartikelwerbung durch die Kandidaten erfolgt, während es in der Bundesrepublik für diesen Zweck feste Sendezeiten außerhalb der Werbeblöcke gibt, die quantitativ wesentlich weniger ins Gewicht fallen.
Bei der Kommunalwahluntersuchung zeigt sich ein positiver Einfluß der Frage, ob man „etwas im Fernsehen (!) zur Kommunalwahl“ gesehen habe. Angesichts der regionalen Gliederung des Fernsehens käme dieser Fernseheffekt für die Kenntnis von Lokalpolitikern sehr überraschend. Er beruht allerdings auf den Angaben von lediglich 10 Befragten, so daß es sich hier um einen Artefakt einer besonders schiefen Verteilung der Meßwerte (und wohl auch von Fehlern bei der Erinnerung) handelt.
Bei der Kommunalwahluntersuchung ist ein Vergleich im Wahlkampf nicht möglich, so daß für diesen Fall der Einfluß der überregionalen Tageszeitungen nicht mit der spezifischen Printmediennutzung überprüft werden kann.
Die vielen verschiedenen Berechnungsformeln für den Determinationskoeffizienten R2 haben immer wieder zu Vorschlägen für eine Partition geführt, die den Anteil eines Regressors oder einer Regressorengruppe an der erklärten Varianz mathematisch beschreiben sollten. Pedhazur (1982: 174–177) weist nachdrücklich auf die Schwächen dieser Verfahren hin, so daß ich auf diesen „Ausweg“ für die Beantwortung der Frage nach der Überlegenheit von habitueller oder spezifischer Mediennutzung verzichte.
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Horstmann, R. (1991). Die Untersuchung der Wahlkampfwahrnehmung. In: Medieneinflüsse auf politisches Wissen. DUV Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14588-2_16
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-14588-2_16
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-4075-7
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