Zusammenfassung
Im folgenden wird in der Analyse eines Auszugs aus dem Interview mit Ali zu zeigen versucht, was darunter verstanden wird, die Rede der Jugendlichen als soziale Formen der Herstellung und Handhabung von Situationen zu untersuchen, und wie sich bereits gemachte Erfahrungen mit ähnlichen, gesellschaftlich bestimmten Situationen als in diesen Formen der Handhabung gebundene rekonstruieren lassen. Im Anschluß daran wird in einem theoretischen Exkurs die Frage des Verhältnisses von Sozialwissenschaft und Sprachanalyse aufgenommen, da die Rede von Sprache als sozialen Formen und von der Bindung gesellschaftlicher Erfahrung in diesen Formen der sprachlichen Praxis sowohl nach einer Diskussion des Gesellschaftsbegriffs als auch nach einer Klärung dessen verlangt, wie gesellschaftliche Bedingungen in der sprachlichen Praxis gehandhabt werden.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Der exemplarische Abdruck der vollständigen Interviews mit Atnan, Şemi, Faruk und der Gruppe in einem Band mit dem Titel “Migration und Sprachverhalten. Interviewtranskripte”, der über die Universitätsbibliothek Osnabrück ausleihbar ist, soll eine entsprechende Kontrolle ermöglichen.
Zur Analyse von Erzählungen vgl. Labov 1972, Quasthoff 1980, Rehbein 1980, 1982.
Es ist sinnvoll, hier die Formen “sie sollten ma kaufen”, “sollen ma richtig sorgen”, “für mich ma machen” (77–79) dazuzunehmen, da es sich zwar nicht um wörtliche Rede handelt, aber diese im Text Formen der Adressierung sind, auf die hin des Vaters Reaktion inszeniert ist. Sie sind aber in der Zahl neunzehn nicht mitgezählt.
sondern, wie sich dann später herausstellte, in Deutschland einer der letzten. Er wurde eineinhalb Jahre später abgeschoben.
Vgl. auch die Zitate auf S.111 u. 114, wo er darüber spricht, wie er “geworden” ist und was er “gewöhnt” ist.
Bezogen auf die Situation innerhalb der BRD lautet der Topos “morgens Deutschland — abends Türkei”. Vgl. Kunstamt Kreuzberg 1981.
Diese Annahme liegt dem Zweifel zugrunde, daß man weit kommt, wenn man Alis Fassung des Vaters als Zugang zu dem Vater nimmt, ohne aber umgekehrt den Schluß zu begründen, daß Ali “lügt”.
Zur Herkunft des Begriffs vgl. Garfinkel 1974, zur Geschichte dieser Richtung vgl. Mullins 1981
In meiner Skizzierung der Praxis der türkischen Migrantenjugendlichen habe ich diesen Begriff bereits mehrfach verwendet.. Ich habe ihn u.a. dieser Arbeit von Garfinkel/Sacks sowie Mead (1983; dazu weiter unten) entnommen. Ihre Argumentation, daß Sozialwissenschaften selbst als zu untersuchendes Phänomen sozialer Wirklichkeit zu betrachten sind, wird sich im Verlauf dieser Arbeit als relevant erweisen in der Weise, daß die wissenschaftlichen Formulierungen der Praxis von Migranten, wie sie in den Alltag eingehen, wesentliches Bezugsfeld der Formulierungen der Migrantenjugendlichen darstellen.
Die Literatur dazu ist inzwischen unüberschaubar. Neben den genannten Arbeiten vgl. zur Ethnomethodologie allgemein Turner 1974 sowie im Deutschen den Band Weingarten/Sack/Schenkein 1976. Zur K.onversationsanalyse seien hier nur einige “Klassiker” genannt: Sacks 1972, 1972a, 1978, Sacks/Schegloff/Jefferson 1972, Schegloff/Jefferson/Sacks 1977, Schegloff/Sacks 1973, Jefferson 1972, 1974, Schegloff 1968, 1972, 1979 sowie die Arbeiten in den Sammelbänden Sudnow 1972, Schenkein 1978 und Psathas 1979. Eine Einführung bzw. einen Überblick im Deutschen geben Maas 1976, Kallmeyer/Schütze 1976, Bergmann 1980 und Streeck 1983. Wo ich mich in der Analyse direkt auf Ergebnisse aus solchen Arbeiten beziehe, werde ich auf diese gesondert verweisen.
Dazu kritisch aus phänomenologischer Sicht Matthiesen 1985.
Vgl. dazu Honneth 1985, Berger 1986, Joas 1986, McCarthy 1986. 12a Zur Kritik vgl. aber Giegel 1992
Zum folgenden vgl. TdKH Bd.2, S.11–68 und ders. 1988, S. 210ff.
Vgl. dazu auch Joas 1980, S.116ff.
Die Stoßrichtung ist nicht neu, sie findet sich in früheren Arbeiten von ihm selbst, in von ihm angeregten Arbeiten am Starnberger Institut sowie in aus dem Umkreis von Habermas publizierten Sammelbänden und Übersetzungen amerikanischer Entwicklungspsychologen. Vgl. Habermas 1975, 1976, Döbert/Habermas/Nunner-Winkler 1977, Döbert/Nunner-Winkler 1977, Miller 1986, Edelstein/Keller 1982, Edelstein/Habermas 1984, Dammon 1984, Selman 1984.
Dabei beziehe ich mich auf Mead 1934, 1968, 1980 u. 1983.
Als detaillierte Analysen dieses Prozesses unter Bezug auf die Meadschen Überlegungen vgl. Lock 1980, Lock 1978, Clarke 1978, Oevermann u.a. 1976 sowie Miller 1986a.
Er bezieht sich hier zumeist auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Herausbildung entsprechender Institutionen wie den Völkerbund.
Diese Diskussion wird im letzten Kapitel wieder aufgenommen.
Sie gehen in Maas 1984 auch den theoretischen Ausführungen voraus.
Rights and permissions
Copyright information
© 1993 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Bommes, M. (1993). Ali. In: Migration und Sprachverhalten. DUV Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14583-7_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-14583-7_2
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-4132-7
Online ISBN: 978-3-663-14583-7
eBook Packages: Springer Book Archive