Zusammenfassung
Das gegenwärtig größte Problem in der Diskussion soziologischer Normtheorien ist ihre empirische Anwendbarkeit, ein „Muß“, das sich die soziologische Wissenschaft selbst gesetzt, und daß im Bereich der Normerforschung zwar Versuche, aber keine Erfolge hervorgebracht hat. Nahezu alle dieser Versuche dokumentiert und kritisiert Klaus Eichner in einer 1981 erschienen Fleißarbeit, in der er eine eigene „Sozialtheorie der Normentstehung“ entwickelt und sie gerade im Hinblick auf das o.g. Problem, nämlich auf die empirische Identifikation sozialer Normen, auch gleich selbst anwendet.1 Eichners umfangreiche Arbeit diskutiert alle wichtigen theoretischen und methodischen Ansätze2 und soll deshalb in Theorie und Methode vorgestellt und diskutiert werden. Damit erhalten wir gleichzeitig einen Überblick über die traditionellen Konzeptionen zur empirischen Identifikation sozialer Normen. Aus der Kritik an Eichner werde ich meine eigene Konzeption zur empirischen Erforschung sozialer Normorientierungen entwickeln und zu unserer Thematik, die Wirkungszusammenhänge zwischen Normensystem, Gesellschaftsstruktur und Gesellschaftspolitik zu erforschen, in Beziehung setzen.
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Literatur
Die Erfassung von Norrnorientierungen über Interpretative Sprachhandlungen“, die Chr. Hopf 1982 und damit nach Eichner vorstellte, wird dabei so verstanden, wie sie laut Autorin konzipiert war. als Anregung für künftige Forschungsverfahren und ist somit nicht als eigenständige methodische Alternative zu Eichner anzusehen. s. Hopf, Chr_ Norm und Interpretation. Einige methodische und theoretische Probleme der Erhebung und Analyse subjektiver Interpretationen in qualitativen Untersuchungen. In: Zeitschrift für Soziologie, 11, 1982, 3, S. 307–329
Eichner führte selbst eine fünfstufige quantitative Analyse durch, die er statisch und dynamisch, mittels Fragebogen und In einer Gruppensitzung unter Berücksichtigung des Zeitfaktors, durchführte; siehe Eichner, K: a.a.0., S. 167 ff
Fürstenberg, F. In der Diskussion mit Herkommet in: Furth, P./Greffrath, M.: Soziologische Positionen. Interviews und Kommentare. Frankfurt a.M. 1977, S. 126 f
vergl. etwa Leisewitz, A.: Klassen in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt a.M. 1976, und ein anderes Ergebnis in: Beiträge zum wissenschaftlichen Sozialismus. Sonderheft “Bundesrepublik 1976”
Die Klassentheorie geht davon aus, daB in den letzten 40 Jahren der Anteil der Lohnabhängigen an der Gesamtbevölkerung von 62% auf 84% angestiegen ist und daB dieser Trend sich fortsetzt; s. dazu Mandel, E: Der Spätkapitalismus, Frankfurt a.M. 1973, S. 158
Popitz, H.: Das Gesellschaftsbild des Arbeiters. Soziologische Untersuchungen in der Hüttenindustrie. Tübingen 1957, S. 237
siehe Bott, E.: The Concept of Class as a Reference Group. In: Human Relations, VII, 1954, S. 259 if
siehe Pappi, F.U./Laumann, E.O.: Gesellschaftliche Wertorientierungen und politisches Verhauen. In: Zeitschrift für Soziologie, 3, 1974, 2, S. 157–188
siehe dazu bes.: Glatzer, W./ Zapf, W: (Hrsg.): Lebensqualität In der Bundesrepublik Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden. Darmstadt 1984
Glatzer, W.: Determinanten der Zufriedenheit. In: Glatzer, W./ Zapf, W. (Hrsg.): a.a.O, S. 234–245
Bolte, K.M./ Hradil, S. Soziale Ungleichheit in der Bundesrepublik Deutschland. Opladen 1984
Hartfiel, G./Fallmann, K-H.: Wörterbuch der Soziologie. 3. überarb. und erg. Auflage, Stuttgart 1982, S. 496 (Hervorhebungen von der Verfasserin)
Allgemein lehnt Eichner Klassifikationen zur Identifikation sozialer Normen ab (s. a.a.O., S. 75), zieht jedoch zur empirischen Anwendung seiner eigenen Theorie solche heran (s. a.a.0, S. 106 h).
siehe Spittler, G.: Norm und Sanktion. Untersuchungen zum Sanktionsmechanismus, Freiburg 1967
siehe Korthals-Beyerlein, G.: Soziale Normen. München 1979, S. 192 u. 196. Das Verfahren Korthals-Beyerleins wird nicht näher erläutert, da es meiner Überzeugung nach wie viele andere auch lediglich Bewertungsnormen erfassen kann (und damit allen Negativa Eichners nahe kommt) und weil Korthals-Beyerlein Normen ausschließlich über bewußte, verbale Außerungen von Probanden ermittelt, deren Aussagen in einer “idealen Sprechsituation” a priori als “wahrhaftig” angenommen werden, und andere empirische Überprüfungsmethoden als “entmündigend” ablehnt (s. aa.0., S. 173 ff).
Sinus-Institut (Hg.): Sinus Lebensweltforschung. Ein kreatives Konzept. o.O.u.J., S.4
siehe Schütz, A./Luckmann, Th.: Strukturen der Lebensweit. Bd. 1 und 2. Frankfurt/Main 1979, 1984
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Faltin, I. (1990). Norm und Milieu. In: Norm — Milieu — Politische Kultur. DUV : Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14579-0_2
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