Zusammenfassung
Die Republik Südafrika1 steht Anfang der neunziger Jahre an einem entscheidenden Wendepunkt. Mit der Regierungsübernahme Frederik Willem de Klerks, der Freilassung Nelson Mandelas und der Legalisierung der Apartheid-Opposition war 1990 ein eigendynamischer Prozeß in Gang gesetzt worden, der nach Jahrzehnten der Apartheid-Politik auf ein demokratisches und friedliches Südafrika hoffen ließ.2 Doch die nahezu euphorische Stimmung in großen Teilen der südafrikanischen Oppositionsbewegung wurde bereits in der zweiten Jahreshälfte 1990 durch eine tiefe Skepsis abgelöst. Die zögerlichen Zugeständnisse der weißen Minderheitsregierung, das Festhalten an repressiven Sicherheitsgesetzen, die Ablehnung einer demokratisch gewählten Verfassunggebenden Versammlung, die offensichtlichen Versuche, den stärksten Widerpart der Regierung, den African National Congress (ANC), zu schwächen und die zwiespältige Rolle der Sicherheitskräfte bei der eskalierenden Gewalt in den townships ließen die Opposition zunehmend an der Seriosität des neuen Kurses der Regierung zweifeln. Nach Abschluß der Vorgespräche und Beginn der eigentlichen Verhandlungen über eine neue politische Ordnung im Rahmen der Convention for a Democratic South Africa (CODESA) im Dezember 1991 hat es schwere Rückschläge gegeben, die den Prozeß weiter verzögert haben. Obwohl es keine friedliche Alternative zu einer Verhandlungslösung gibt, war am Jahresende 1992 eine erfolgreiche Demokratisierung und Entwicklung Südafrikas nicht garantiert.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Im folgenden kurz “Südafrika”.
Vgl. Winrich Kühne: Von der Konfrontation zum Dialog. Südafrika auf dem Weg in eine neue Ordnung, in: Vereinte Nationen, 39 (1991) 2, S. 45–51;
Gesine Krüger: “Runder Tisch” am Kap: Der Dialog zwischen dem ANC und der Regierung in Südafrika, in: Jahrbuch Dritte Welt 1991, Deutsches Übersee-Institut Hamburg (Hg.), München 1990, S. 154–176.
Vgl. Günter Verheugen/Claudius Wenzel: Das Ende der Apartheid? Chancen und Risiken des Verhandlungsprozesses in Südafrika, in: Aussenpolitik (Hamburg), 42 (1991) 1, S. 79–89 (S. 80 ff.).
Eine aufschlußreiche Bilanz der Botha-Jahre gibt Hanns W. Maull in: Neo-Apartheid: Eine Bilanz der Ära Botha, in: Hanns W. Maull (Hg.): Südafrika. Politik — Gesellschaft — Wirtschaft vor dem Ende der Apartheid, Opladen 1990, S. 75–127. Siehe auch Heribert Adam/ Kogila Moodley: Südafrika ohne Apartheid?, Frankfurt am Main 1987.
“Coloureds”, “Asiatics” und “Afrikaner” sind die Kategorien, nach denen die nicht-weiße Bevölkerung Südafrikas gemäß der Apartheid klassifiziert wurde. Wie in der kritischen Literatur weitgehend üblich, bezeichnet der Begriff “Schwarze” in dieser Arbeit alle nichtweißen Bevölkerungsgruppen Südafrikas, soweit eine weitergehende Differenzierung aufgrund unterschiedlicher Ausmaße der Diskriminierung nicht notwendig erscheint.
Siehe Human Rights and Repression in South Africa, Published by the Human Rights Commission, the South African Council of Churches and the Southern African Catholic Bishops’ Conference, Kensington 1989; Günter Witzsch: Südafrika und die Rechtsstaatlichkeit, Heidelberg 1989; Gerald Braun: Südafrika im Bürgerkrieg, in: Jahrbuch Dritte Welt 1986, Deutsches Übersee-Institut Hamburg (Hg.), München 1986, S. 93–104.
Siehe Report of the Special Committee Against Apartheid, General Assembly, United Nations, New York (jährlich seit 1970); F. Michael Higginbotham: International Law, the Use of Force in Self-Defense, and the Southern African Conflict, in: The Columbia Journal of Transnational Law (New York), 25 (1987) 3, S. 529–592 (S. 587 ff.);
Manfred O. Hinz: Nachwort, in: Christoph Sodemann: Die Gesetze der Apartheid, Bonn 1986, S. 189–207.
Christian Tomuschat: Die Vereinten Nationen und die Menschenrechte, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (Bonn), B 49/1988, S. 14–24 (S. 15 ff.).
Vgl. Ludger Kühnhardt: Die Universalität der Menschenrechte, Bonn 1991, S. 304.
Siehe beispielhaft die Erklärung der Stockholmer Initiative: Gemeinsame Verantwortung in den 90er Jahren. Die Stockholmer Initiative zu globaler Sicherheit und Weltordnung, Stiftung Entwicklung und Frieden (Hg.), Bonn 1991, S. 55 ff.
Im Rahmen der Afrika-Forschung hat Rainer Tetzlaff auf die Problematik der Übertragung westeuropäischer Normen und Institutionen hingewiesen, aber auch universell gültige Demokratie-Prinzipien formuliert. Siehe Rainer Tetzlaff: Demokratisierung von Herrschaft und gesellschaftlicher Wandel in Afrika: Perspektiven der 90er Jahre, Bonn 1991 (Friedrich-Ebert-Stiftung), S. 46 f.;
Rainer Tetzlaff: Demokratie und politische Wahlen in Afrika: zwischen Partizipation von unten und Legitimationsbeschaffung von oben, in: Afrika Jahrbuch 1988, Institut für Afrika-Kunde, Rolf Hofmeier (Hg.), Opladen 1989, S. 42–54 (S. 44 f.).
Zur Berechtigung außenpolitischer Einwirkungen unter den heutigen internationalen Bedingungen siehe Rainer Tetzlaff: Erste und Dritte Welt — Zur Legitimität “Politischer Interventionen”, in: Vierteljahresschrift für Sicherheit und Frieden, 10 (1992) 1, S. 21–25.
Vgl. Tomuschat, 1988, a.a.O., S. 18.
Steffen Bayer: Die politischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Südafrika, in: Ute Luig/Volkhard Hundsdörfer (Hg.): Südafrika — nur für Weisse?, Berlin 1987, S. 550–572;
Deon Geldenhuys: Die Zukunft Südafrikas aus deutscher Sicht, in: Aus-senpolitik (Hamburg), 36 (1985) 1, S. 80–98;
Thomas Kruchem: The conflict between moral attitudes and political responsibility. The foreign policy of the Federal Republic of Germany towards South Africa, in: South Africa International (Johannesburg), 19 (1989) 4, S. 188–203 und 20 (1990) 3, S. 128–153 (Part Two);
Richard J. Payne: The Nonsuperpowers and South Africa. Implications for U.S. Policy, Bloomington, Indianapolis 1990 (Chapter 3: West Germany: Comprehensive Evolutionary Change, S. 59–88); Günter Verheugen: Apartheid. Südafrika und die deutschen Interessen am Kap, Köln 1986;
Peter Meyns: Cooperation Without Change. The Foreign Policy of the Federal Republic of Germany in Southern Africa, Bonn 1987 (Analysen aus der Abteilung Entwicklungsländerforschung, hg. v. Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, Nr. 129).
Reinhard Rode: Die Südafrikapolitik der Bundesrepublik Deutschland 1968–1972, München, Mainz 1975;
Werner Stiers: Perzeptionen der Entwicklungen im südlichen Afrika in der Bundesrepublik Deutschland 1960–1979, Frankfurt am Main, Bern 1983;
Boli N. Youkpo: Les relations entre la République Fédérale d’Allemagne et l’Afrique du Sud (1949–1982), Frankfurt am Main, Bern, New York 1986.
Informationsstelle Südliches Afrika e.V. (issa)/Anti-Apartheid-Bewegung in der BRD und Westberlin e. V. (AAB): Informationsdienst Südliches Afrika, Bonn.
Siehe die Liste der Hintergrundgespräche im Anhang.
Rights and permissions
Copyright information
© 1994 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Wenzel, C. (1994). Einleitung. In: Südafrika-Politik der Bundesrepublik Deutschland 1982 – 1992. DUV Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14541-7_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-14541-7_1
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-4159-4
Online ISBN: 978-3-663-14541-7
eBook Packages: Springer Book Archive