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Part of the book series: DUV Wirtschaftswissenschaft ((DUVWW))

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Zusammenfassung

In diesem Kapitel wird die Frage wieder aufgegriffen, inwiefern individuelle Verhaltensanomalien aggregative Folgen zeitigen. Im vierten Kapitel wurde untersucht, ob Marktkräfte Anomalien eliminieren oder wenigstens schwächen. Tatsächlich konnten dabei sowohl im individuellen Verhalten in Märkten als auch in Marktdaten selbst weniger Anomalien beobachtet werden als in einfacheren Experimenten. Daraus darf aber keinesfalls geschlossen werden, Anomalien seien für die Wirtschaftswissenschaft bedeutungslos. Zum einen wurden ja die Anomalien durch die Marktkräfte nicht vollständig eliminiert, und zum andern ist die Einschränkung der Analyse auf marktliche Bedingungen zu einengend. Neben den Märkten existieren nämlich noch andere, für wirtschaftswissenschaftliche Fragestellungen relevante Entscheidungssysteme. So wird heute ein beträchtlicher Teil der Ressourcen nicht durch Märkte, sondern durch politische Prozesse gelenkt, und ein grosser Teil der Märkte wird durch politische Eingriffe reguliert. Diese Prozesse können Anomalien weiter schwächen, falls sie im Markt nicht schon vollständig eliminiert worden sind. Umgekehrt können aber die individuellen Verhaltensparadoxa durch die verschiedenen Aggregationsverfahren auch auf die gesellschaftliche Ebene übertragen werden, selbst wenn sie durch die Märkte alleine gänzlich eliminiert würden.

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Referenzen

  1. Vgl. Dahl und Lindblom 1953, Frey 1977.

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  2. Vgl. z.B. den Abschnitt über Verhandlungen.

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  3. Der Bezugsrahmen wird nicht nur durch exogene Einflüsse bestimmt. Sowohl die Regierung als auch die Politiker in der Opposition versuchen, den für sie vorteilhaftesten ‘frame’ zu setzen.

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  4. Wie die ‘availability’-Heuristik die Steuerwahrnehmung beeinflusst, kann nicht a priori vorausgesagt weiden; so ist es z.B. durchaus denkbar, dass direkte Steuern nicht nur gegenüber indirekten Steuern als gewichtiger eingeschätzt werden, weil sie direkt sichtbar sind, sondern sie können sogar insgesamt überschätzt werden, wenn die Besteuerten die Steuer nicht anhand des Durchschnittssteuersatzes, sondern anhand des höheren Grenzsteuersatzes beurteilen.

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  5. Mueller (1989, S.343) nimmt dazu Stellung: “The lack of strong empirical support for the fiscal illusion hypothesis, despite its intuitive appeal, may be due to the rather vague way in which fiscal illusion has been defined and modeled in the literature.”

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  6. Alle Principal-Agent-Beziehungen können durch den ‘hindsight bias’ belastet werden (vgl. Weber 1990, S.194f).

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  7. In diesen Experimenten wurde ein signifikanter Einfluss der Steuererhebungsmodalitäten auf das Verhalten der Steuerpflichtigen festgestellt Die Steuersubjekte versuchten mehr Einkommen zu hinterziehen und mehr Abzüge vorzunehmen, wenn sie die Steuer noch zu entrichten hatten, als wenn sie schon entrichtete Abgaben zurückfordern konnten.

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  8. Häufig wird argumentiert, Johnson sei für die Fortführung des Krieges gewesen, weil seine Politik bei einem Rückzug als inkonsistent erschienen und er deshalb sowieso nicht wiedergewählt worden wäre. Dieses Argument widerspricht dem ‘sunk cost effect’ nicht, sondern lokalisiert ihn lediglich bei den Wählern; weil sie vergangene Kosten in ihr Kalkül einbeziehen, würden sie einen Rückzug als Fehler empfinden und ihn dem verantwortlichen Politiker anlasten. Auch die Argumentation, Johnson sei für eine Fortführung des Krieges eingetreten, weil nur ein Sieg sein politisches Überleben ermöglicht hätte, stützt sich auf eine Anomalie der Wähler. Nur wenn sie dem ‘outcome bias’ (vgl. Baron und Hershey 1988; diese Anomalie ist wenigstens teilweise eine Folge des ‘hindsight bias’) unterliegen, bewerten sie eine ‘falsche Entscheidung’, die durch Glück zu einem ‘guten Ergebnis’ führt, übertrieben positiv.

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  9. Manche Politiker antizipieren den Effekt und nützen ihn strategisch aus. Ein aktuelles Beispiel bietet das Verhalten der Präsidenten Bush und Hussein im Golf-Konflikt Je höher die Kosten sind, die man schon auf sich genommen hat, desto glaubwürdiger wird die eigene Position: Der Gegner weiss, dass man nicht mehr zurückweichen kann, weil man selbst (oder die Wähler/die innenpolitischen Gegner) die ‘sunk costs’ nicht einfach abschreiben kann.

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  10. Auch in den schon erwähnten Experimenten von Robben et al. (1990) wurde nur ein kleiner Teil der Steuerhinterziehungsmöglichkeiten ausgenützt.

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  11. Einige Arbeiten haben sich mit dem Phänomen beschäftigt, dass Individuen entgegen dem engen Eigennutzmodell einen Beitrag an öffentliche Güter leisten (z.B. Mueller 1986).

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  12. Aus den Untersuchungen von Fischhoff (1983) und Elliott und Archibald (1989) kann geschlossen werden, dass die Wirkungen unterschiedlicher ‘frames’ sich gegenseitig abschwächen. Fischhoff (1983) findet zwar keinen signifikanten Zusammenhang zwischen individuellen, persönlichen Problemdarlegungen (interner ‘frame’) und den Entscheidungen. Dies vermag aber nicht zu erstaunen, verwendet Fischhoff doch unglücklicherweise Problemstellungen, bei denen schon der ursprüngliche ‘framing effect’ von vorgegebenen externen ‘frames’ sehr schwach war. Andererseits weist Fischhoff einen Zusammenhang zwischen den vorgegebenen Problemdarstellungen und den internen, persönlichen Problemdarlegungen nach, wobei die interne Problemdarlegung ‘neutraler’ wird, wenn verschiedene ‘frames’ präsentiert werden. Elliott und Archibald (1989) zeigen, dass sich interne ‘frames’ sehr stark auf Entscheidungen auswirken, wenn die Probleme gegen ‘framing’ anfällig sind. Auch die Arbeit von Kameda und Davis (1990, S.72f.) zeigt, dass der Einfluss individueller Referenzpunkte durch Gruppeninteraktion auch im individuellen Kalkül leicht abnimmt.

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  13. Die Betonung liegt hier auf ‘...eine Erklärung...’. Es wird nicht bestritten, dass es für diese Beobachtung noch andere Erklärungen gibt (zum Teil sehr gewichtige und aus der Sicht der Politischen Ökonomie naheliegendere).

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  14. Vgl die Bemerkungen zur ‘fiscal illusion’ unter Anomalien im Verhalten von Wählern, Abschnitt b).

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  15. Eine Illustration findet sich in Tanzi (1970, S.34): “Governor Ronald Reagan of California has stated his opposition to withholding at the source on the grounds that it decreases taxpayer’s awareness of the cost of public spending and this increases the size of the public sector beyond the desirable level.’’ (Zitiert nach Pommerehne und Schneider 1978, S.387.)

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  16. Nicht alle komplizierten Steuern werden unterschätzt Einige werden auch überschätzt Die zunehmende Komplizierung von Steuern und Subventionsschemen bewirkt aber in jedem Fall, dass der Schätzfehler der Individuen grösser wird (Pommerehne und Schneider 1978). Auch unsystematische Schätzfehler können ausgenützt werden. So wird es für Bürger um so unangenehmer, sich öffentlich gegen das Niveau einer Steuer zu äussern, je komplizierter sie ist weil das Risiko grösser wird, als Ignorant hingestellt zu werden, wenn man die Steuer überschätzt hat.

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  17. Die deutsche Automobilindustrie konnte durch eine Verschärfung der Abgasnormen eigentlich nur gewinnen. Einerseits beherrschten die meisten Produzenten die Technik der kata-lytischen Abgasreinigung schon vor den vorgeschlagenen Stichdaten zur Verschärfung der Normen (die deutschen Autos waren in den USA, wo schon lange scharfe Abgasgrenzweite galten, besonders erfolgreich), und andererseits wurden die deutschen Produzenten im internationalen Konkurrenzumfeld besonders wenig betroffen, da sie verhältnismässig teure Fahrzeuge herstellen, bei denen die Kosten der Abgasreinigung relativ wenig ins Gewicht fallen.

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  18. Da Verhandlungen typischerweise sequentielle EntScheidungsprozesse sind, in denen die Entscheidungen nicht simultan gefällt werden, sondern aufgeteilt in verschiedene Unterentscheidungen, sollten Inkonsistenzen, die eine Folge der nichtlinearen Gewichtung der Wahrscheinlichkeiten sind (vgl. Machina 1989b und Kapitel 2, speziell Fussnote 24), einen**

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  19. besonders starten Einfluss auf das Verhalten der Verhandlungsteilnehmer haben. Jeder Schritt im Verhandlungsprozess entspricht einer Transformation der Eintreffenswahrscheinlichkeiten der verschiedenen möglichen Verhandlungsergebnisse. Durch solche Transformationen kann sich die Präferenzordnung eines Individuums oder einer Gruppe über verschiedene Handlungsaltemativen verändern.

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  20. Eine Preiserhöhung wird eher akzeptiert, wenn die technischen Kosten gestiegen sind, als wenn sich die Opportunitätskosten des Anbieters (z.B. infolge gestiegener Nachfrage) erhöht haben.

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  21. Es ist selbstverständlich keine Anomalie, wenn ein Vernandlungsführer die ‘sunk costs’ der Gegenseite berücksichtigt, solange die Gegenseite selbst durch ihre ‘sunk costs’ beeinflusst wird.

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  22. Bei dieser Auktion wird ein Geldbetrag (mündlich) verauktioniert Sowohl der Bieter des höchsten als auch der Bieter des zweithöchsten Gebots müssen die von ihnen gebotenen Beträge entrichten. Normalerweise ist das höchste Gebot grösser als der Wert des Geldbetrages, und das zweithöchste liegt nur knapp darunter, so dass die Gesamteinnahmen etwa doppelt so gross wie der verauktionierte Betrag sind.

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  23. Noll und Krier (1990) argumentieren ähnlich wie Fischhoff et al. (1981) mit dem ‘availability bias’. Aber auch der Einfluss der ‘illusion of control’ ist bedeutsam. Da die meisten Menschen glauben, Autounfälle stiessen eher den anderen zu (weil sie selbst ja überdurchschnittlich gute Autofahrer sind und sowieso noch ausweichen können, wenn einmal eine kritische Situation auftaucht), ist ihre Nachfrage nach regulierenden Eingriffen (abgesehen von Eingriffen zur Senkung allfälliger Externalitäten durch Unfälle anderer) relativ klein. Bei Flug- und Busunfallrisiken unterliegen die Passagiere hingegen viel weniger der ‘illusion of control’, weil sie selbst nur schwer in das Geschehen eingreifen können. Deshalb sehen sie sich eher als durchschnittlich gefährdet an, wodurch ihre Nachfrage nach Regulierung relativ gross wird Aus dieser Sicht wird auch verständlich, weshalb die Medien eher über Bus- und Flugunglücke berichten. Ganz analog zur obigen Argumentation haben Informationen über Autounfälle für die Individuen abgesehen vom Sensationswert relativ wenig informativen Charakter, wohingegen Informationen über Flug- und Busunfälle für die Individuen mehr Wert haben, weil sie auch sie selbst betreffen können.

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Eichenberger, R. (1992). Verschiedene Aggregationssysteme. In: Verhaltensanomalien und Wirtschaftswissenschaft. DUV Wirtschaftswissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14536-3_7

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  • Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden

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